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Die italienischen „Austriaci“ und ihre Wünsche

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Ein neuer Beitrag zur Präzisierung der österreichischen Identität und deren ethnisch-historisch-kultureller Raumgrenzen wurde nun von der Bewegung Civiltä Mitteleuropea in Ost- friaul und in der Provinz Triest mit philologischer Konsequenz geleistet. Civütä Mitteleuropea verficht den Standpunkt, die ersten, die wahren Österreicher zu vertreten. Und in der Tat kommt urkundlich der Begriff „Austria“ erstmals in Friaul vor. Die Hauptstadt des langobardischen Reiches, heute Cividale del Friuli, hieß damals nämlich-Civitas Austriae. Dr. Paolo Petiziol, Obmann der Mitteleuropabewegung, schrieb daher: „Historisch gesehen, sind wir die ersten, die wahren Österreicher.“

In einem kürzlich erschienenen Blatt veröffentlichte Civiltä Mitteleuropea einen Textentwurf ihrer Forderungen dem italienischen Staat gegenüber, deren wesentlichste lauten; Aufgabe des Versuchs einer Verfälschung der historischen Wirklichkeit beider Völker, wie er in den Schulen unternommen wird, volle Autonomie für die Provinzen Triest, Görz und Udine, Anerkennung der deutschsprachigen Volksgruppen in Friaul und Gewährleistung ihrer Rechte (in den kamischen Alpen gibt es einige ti- rolerisch-kämtnerische Sprachinseln, beispielsweise Timau und Sauris), gleiche Rechte für die Slowenen in Friaul und in Julisch-Venetien, volle Durchführung des Südtiroler „Pakets“ und Verbesserung der Autonomie im Trentino. Insbesondere fordert die Petiziöl-Parovel-Gruppe die Anerkennung der furlanischen Nationalität, den Gebrauch des Furlanischen als Amtssprache und die Eingliederung der furlanischen Wirtschaft in ihr natürliches österreichisch-bayrisches Hinterland durch die beschleunigte Schaffung wichtiger Infrastrukturen.

Civiltä Mitteleuropea hat sich ursprünglich als kulturelle Bewegung präsentiert. Zur praktischen Verfolgung ihrer politischen Ziele will sie sich nun aber auch des in der Demokratie einzig wirksamen Instruments bedienen, einer Partei, deren Gründung bereits offiziell angekündigt wurde. Die Verschiebung der Provinzialwahlen, die im November hätten stattfinden sollen, auf den nächsten Frühling kam ihr dabei sehr gelegen.

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