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Einbildungsexperten

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Je stürmischer der Fortschritt fortschreitet, um so wichtig er wird bei dem Wort „Unterricht“ der erste Bestandteil: „Unter“. Man assoziiert anders als früher, wenn man das Wort „Unterricht“ hört oder ausspricht. Man fühlt, daß das, was wir als „Unterricht“ bezeichnen, jetzt unter der Richtschnur von einst sei. Und wenn man die Aktivitäten der System-veränderer betrachtet, ahnt man, daß der statische Begriff „Unterricht“ bald von einem dynamischen „Hinunterricht“ abgelöst werden wird.

Die Hinunterrichtsexperten sind für Chancengleichheit. Sie wollen aller Welt den Zugang zur Bildung eröffnen. Der Begabte darf nicht mehr privilegiert sein. Der Unbegabte darf nicht mehr benachteiligt werden. Die Gepflogenheit, daß Schüler, die das Lernziel einer Klasse nicht erreichen, diese Klasse wiederholen müssen, ist ein Relikt spätbürgerlicher Repression. Weg damit!

Dem Unbegabten gehöre die Welt. Die Lehrziele müssen derart hinuntergerichtet werden, daß jeder Schüler imstande ist, seine Klassenstruktur erfolgreich zu überwinden.

Ausgangspunkt dieser Entwicklung ist die planifizierte Gesamtschule. Am Ende steht als Fernziel die klassenlose Schule. In dieser Schule gibt es auf Grund der neuen Hinunter-Richtlinien keinen Klassenunterschied mehr zwischen den Sechsjährigen und den Vierzehnjährigen.

Die Schule soll nicht, wie bisher, allzu wenigen Bildungschancen geben. Sie soll immer mehr Schülern immer mehr Chancen geben, ohne Unterschied des Alters und der Klasse, bis schließlich alle Schüler gleiche Chancen haben. Und das ist nur erreichbar, wenn die verschiedenen Bildungswege einander progressiv angeglichen werden, so daß schließlich der Einbildungsweg verwirklicht ist.

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