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Faust-Spektakel

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(Wiener Staatsoper) Seit nunmehr bald 20 Jahren leitet Maurice Bėjart sein Ballett des 20. Jahrhunderts in Brüssel. Viermal war er schon in Wien und brachte jedesmal überraschend Neues, Faszinierendes, Spektakuläres, einen Hauch von „großer Welt“. So auch diesmal mit „Notre Faust“ in der seiner Choreographie kongenialen Ausstattung durch Thierry Bosquet, der es fertigbringt, die Bühne der Staatsoper doppelt so groß erscheinen 1 zu lassen als sie in Wirklichkeit ist.

Der erste Teil reiht die wichtigsten Szenen dės Urfaust aneiriän-' der. Zu dramatischen oder grotesken Aktionen erklingen, vom Tonband über Lautsprecher, pathetisch-dramatische argentinische Tangos. Das Ganze wird, wie von einem starken Rahmen, von der Musik J. S. Bachs (Hohe Messe h-Moll) zusammengehalten. Die Fragmente aus zwei älteren klassischen Balletten wirken ein wenig befremdlich. Wie überhaupt subtile Stilfragen das Letzte zu sein scheinen, worum sich Bėjart kümmert. Ihm geht es um Neuinterpretation allgemein interessierender Themen, Originalität und Massenwirkung: bedenkliche Tendenzen und Methoden in der Hand eines weniger genialen Künstlers als Bėjart, der für Choreographie, Inszenierung und Präsentation verantwortlich ist.

Der zweite Teil fällt, was Verständlichkeit und Wirkung betrifft, ein wenig ab. Bėjart wählte die Ariel-Szene, die Erscheinung der Helena, Flug und Absturz des Ikarus und, statt dem Abstieg zu den Müttern, Fausts Heimkehr zur eigenen Mutter, als Kind. So sieht seine „Erlösung“ aus. Überraschend kühl und distanziert: die Walpurgisnachtszene.

Bėjart ist ein Choreograph für Tänzer, von denen er hier knapp zwei Dutzend einsetzt. Deren Ausdruckskraft, Disziplin und Virtuosität sind heute wohl ohne Beispiel.

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