René Benko und Hedy Lamarr: Ein Hirn zur Garnitur

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Lydia Mischkulnig über eine weitere Benko-Baustelle und die Benutzung einer Frau, die gegen den Faschismus und unkorrumpierbar war: Hedy Lamarr.

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Lydia Mischkulnig über eine weitere Benko-Baustelle und die Benutzung einer Frau, die gegen den Faschismus und unkorrumpierbar war: Hedy Lamarr.

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Schwarze Locken fließen vom Mittelscheitel bauschend zu den Schultern. Die Nase unter hoher Stirn führt die Symmetrie zur Spitze. Die Lippen geformt wie Amors Bogen. Das Kinn ist rund, jung, weich. Der Silberblick verhängt den glamourösen Stil. Hedy Lamarr ist affichiert. Dahinter erhebt sich das insolvente Skelett eines Luxuskörpers, der Rohbau eines Warenhauses. Die Baustelle Kurz-seitiger ÖVP-Freundschaften, Genossen, ins Geld verschossen eingeschlossen, ist eingebrochen. Die Substanz zerfällt, aber was geschieht mit dem Lockvogel für die Baustelle? Ein menschliches Antlitz, entwertet zur Reklame.

Im Lamarr hätte ein Lamarr-Museum entstehen sollen. Was wird jetzt draus? Lamarr ließ ihren Austro­faschisten, Patronenkönig Fritz Mandl, sitzen. Er blieb ihr über das Exil hinaus verbunden. Die Frau war längst anders orientiert und schuf mit dem Komponisten Antheil die Methode des Frequenzensprunges für Funkübertragung, um die Nazis zu vernichten. Kein Groschen je wurde aus dem Patent lukriert. Der Impetus für ­Wifi, Mobiltelefonie, Bluetooth liegt da­rin, von Lamarr mit Antheil festgelegt, Faschismus zu besiegen. Ihr Silberblick auf dem Plakat ist nicht lieblich, er ist kriegerisch.

In meiner Kindheit war Benko ein in Milch aufzulösender Kakao. Heute löst sich mein Steuergeld im Sumpf seines Firmengeflechtes auf. Nicht einmal das überlebensgroße Antlitz von Hedy Lamarr konnte Benko vor der Insolvenz bewahren. Sie hätte es wohl auch nie gewollt, für Beutezüge herzuhalten. Wie kam es überhaupt zur Verwendung ihres Namens und Bildes? Die Benutzung einer Frau, die gegen den Faschismus, politisch hochanständig und unkorrumpierbar war, scheint nicht das richtige Feigenblatt und Maskottchen für dieses Unternehmen gewesen zu sein. Mein Freund Markus Kupferblum sagt, wo immer sie ist, würde sie sich ins Fäustchen lachen, ich wünsche mir, dass er recht hat.

Die Autorin ist Schriftstellerin.

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