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Finger weg von den Rassisten!

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Wird eine Gruppe ÖVP-Parla-mentarier Österreichs Außenpolitik aus den Angeln heben und dem Ansehen des Landes schweren Schaden zufügen? Diese Frage stellt sich angesichts der für September geplanten Südafrika-Reise von ÖVP-Nationalratsab-geordneten - angeführt von Klubobmann Friedrich König.

Fact-Finding-Mission nennt sich dieses Unternehmen von Vertretern des Handels-, Bauten-, Budget-, Wirtschafts- und Außenpolitischen Ausschusses. Doch wozu die Aufregung, handelt es sich doch um einen Privatbesuch im Apartheidsstaat. Wer mitreden will — hört man aus dem Teilnehmerkreis -, muß sich: selbst ein Bild von den Vorgängen in Südafrika machen; dagegen könne doch ernsthaft niemand auftreten und den Trip—auf eigene Kosten, versteht sich - verbieten wollen.

Sicher, in Österreich kann derzeit aber auch schon gar nichts geschehen, ohne daß die Frage nach den Auswirkungen fürs Image des Landes gestellt wird. Das Erschrecken um den verlorenen guten Ruf hält vor allzu engagierten außenpolitischen Aktivitäten zurück. Aber ist ein Besuch ausgerechnet in Südafrika, einem Land, das, mit gutem Grund, „Image”-Probleme hat, wirklich geschickt?

Natürlich wird man sich hinter dem „privaten” Charakter der Reise verschanzen können. Aber wenn man weiß, daß sich Pretoria seine Gäste sehr genau aussucht — so mancher „Informationshungrige” befand sich schon kurz nach der Ankunft in Südafrika wieder im Flugzeug auf der Heimreise —, wird man nicht umhinkönnen zu folgern, daß die Apartheidregierung mit willkommenen Delegationen besondere Interessen verfolgt.

Der Apartheidstaat möchte seine internationale Isolierung überwinden. Müssen jetzt österreichische Abgeordnete da mithelfen? Es ist doch naiv, zu meinen, eine — relativ große — Parlamentariergruppe könne propagandistischen Interpretationen der Südafrika-Reise entgehen.

Jedes Verhandeln mit dem Regime wird als Wohlwollen ausgelegt. Das hat auch der Papst erkannt und von einer Reise nach Südafrika Abstand genommen. Man hat den Eindruck, daß in der Parlamentarierdelegation keine klaren Vorstellungen über den Sinn des Besuches bestehen. Mit wem wird man zusammentreffen? Sind Gespräche mit der Opposition vorgesehen?

Mit Fact-Finding-Mission ist doch nicht alles gesagt. Steht nicht das Geschäftemachen über dem ungleich wichtigeren Anliegen der Menschenrechte? Ob in dieser Situation der bundesdeutsche Arbeitsminister Norbert Blüm als dezidierter Apartheidgegner eine Chance hat, in Pretoria — wie er möchte — empfangen zu werden?

Mit der Apartheid darf man keine Kompromisse eingehen. Drum, Finger weg von diesem Regime. FRANZ GANSRIGLER

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