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Fischer von Erlach und die Hofstattangen

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Gründe, ein Symposion über „Fischer von Erlach und die Wiener Barocktradition" zu veranstalten, gab es für die Wissenschaftler des Instituts zur Erforschung der Frühen Neuzeit genug. Einmal den 270. Todestag von Johann Bernhard Fischer von Erlach (gestorben am 5. April 1723) und den 500. Geburtstag seines Sohnes Johann Emanuel (geboren am 13. September 1693). Dann die eben durchgeführte Bestaurierung der Redou-tensäle der Wiener Hofburg, das von einer privaten Betriebs-GesmbH verwaltete Schloß Schönbrunn und den geplanten Neubau des Museums Moderner Kunst im Areal der ehemaligen Hofstallungen. Sie alle sind Schöpfungen des genialen Fischer senior.

Wie die beim Symposion referierenden Kunsthistoriker betonten, baute Johann Bernard Fischer von Erlach zwar in voller Kenntnis der italienischen (römischen und neapolitanischen) sowie der französischen Barockarchitektur durchaus individualistische Paläste, Kirchen und Brunnen, bettete sie aber stets in die Formenwelt benachbarter älterer Bauten ein.

Die im Auftrag Kaiser Karls

VI. von Johann Bernhard Fischer von Erlach projektierten Hof-stallungen blieben unvollendet. Als er starb, stand auf den Gla-cisgründen nur der auf die Hauptachse der Hofburg bezogene Vordertrakt. Erst in den Jahren 1850 bis 1854 entschloß man sich, die Pläne Fischers weiterzuführen beziehungsweise zu modifizieren und errichtete an der Stelle der vorgesehenen Pferde-schwemme ein großes Reitschulgebäude.

Der hinterste Rauteil wurde als ausschwingender Baukörper gestaltet. 1877 erweiterte man für Kaiserin Elisabeth die Anlage um einen kleinen Manegenanbau. Nach 1918 - der k.k. Hofmarstall war liquidiert und der Wiener Messe zur Verfügung gestellt worden - entstanden gravierende Hallenzubauten.

Die jetzt mit der Errichtung des sogenannten Museumsquartiers beauftragten Brüder Ortner wollen gemäß dem Denkmalschutzgesetz wohl weite Teile des Altbestandes erhalten, das als autoritär empfundene symmetrische Schema dagegen brechen, indem sie die neuen Gebäude wie den Bau für die Sammlung Leopold, den Bibliotheksturm und die Kunsthalle nicht nur überdimensionieren, sondern auch schräg zum barocken Grundriß stellen.

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