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Fritz Lang †

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Der 1890 in Wien geborene Fritz Lang war nicht nur der bedeutendste österreichische Regisseur, sondern auch einer der größten seiner Zeit. Daß er in Münohen und Paris Malerei studierte und ein sehr ausgeprägtes Interesse für Architektur hatte, spiegelt sich in mehreren seiner Filme. Für die meisten schrieb er selbst, oder gemeinsam mit seiner Frau Thea von Harbou die Drehbücher, und so entstanden auf dem Gebiet des Films die ersten „Gesamtkunstwerke“, die auch der anspruchsvolle Kunstfreund und Intellektuelle ansehen konnte, ohne seinen Verstand vorher an der Kasse abgegeben zu haben.

Fritz Lang nahm an den künstlerischen, geistigen und politischen Bewegungen seiner Zeit regen Anteil. Nach fünf frühen Abenteuerfilmen schuf er mit „Der müde Tod“ (1921) einen der ersten expressionistischen Filme, der, im Venedig der Renaissance spielend, auch dem „Architekten“ Lang Spielraum ließ. — Im Jahr darauf erwies er sich in „Dr. Ma-buse, der1 Spieler“ als scharfsichtiger, ja fast hellseherischer Analytiker seiner Zeit, indem er einen nietzscheanischen Ubermenschen als Verbrecher darstellte. (1933 roch Goebbels den Braten und verbot „Das Testament des Dr. Mabuse“, in dem Hitlers Terrormethoden versteckt angeprangert wurden, noch bevor der Film in die Kinos kam.)

Bereits 1924 schuf Fritz Lang sein „optisches Meisterwerk“, den zweiteiligen Stummfilm „Die Nibelungen“. Statisch, mächtig, pathetisch wortlos, bis zur Dämonie gesteigert, von Max Klingers Fresken und Böcklins Bildern inspiriert — so empfanden ihn die Zeitgenossen. — Wir sehen in der kunstvollen Vereinfachung und Stilisierung dieser Bilder und Figuren eine Vorwegnahme dessen, was Wieland Wagner 25 Jahre später in Bayreuth realisierte. Möglich, daß er von Fritz Längs Bildern beeinflußt war ...

„Metropolis“ von 1927 war die Zukunftsvision einer übertechnisierten Großstadt; die Handlung freilich war eher der Gartenlaube verpflichtet. Zukunftsvisionär war auch „Die Frau im Mond“ von 1929 mit Raketenflug und einer Mondlandschaft, die der, welche die Amerikaner als erste später betraten, nicht unähnlich war. Zu diesem Film, wie zu dem ersten Tonfilm „Spione“ von 1929 und „M“ von 1931, hat ebenfalls Thea von Harbou die Drehbücher geschrieben.

Zwei Jahre später hat Fritz Lang freiwillig Deutschland verlassen. Nach drei Kriegsfiilmen entstanden in den USA viele Streifen, die ich nicht gesehen habe und in denen angeblich immer wieder Elemente des „klassischen“ Fritz Lang auftauchten. Erst in den fünfziger Jahren arbeitete Fritz Lang auch wieder in der Bundesrepublik, und in den Jahren 1959 und 1960 entstanden die dekorativen Monsterfilme „Der Tiger von Eschnapur“, „Das Indische Grabmai“ und zuletzt, an Frühes anknüpfend, „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“. Am Montag, dem 2. August, ist Fritz Lang in Beverly Hills gestorben.

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