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Stärkt die Friedliebenden

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In fast fünf Jahrzehnten hat sich der israelische Staat unter unvorstellbaren Opfern behauptet. Die Leiden des Juden-volkes sind am Ende des 20. Jahrhunderts focussiert in jenem kleinen, bedrohten, aber unglaublich zähen Gebilde, das sich friedlich-demokratisch in die Völkergemeinschaft eingereiht hat. Immer wieder wurden den Opfern neue Opfer abverlangt, um Haß, Terror, Unmenschlichkeit nicht eskalieren zu lassen. Wer erinnert sich nicht mit Bewunderung an die Haltung Israels vor fünf Jahren, als während des Golfkrieges Saddam Hussein Raketen auf Tel Aviv feuern ließ - und Israel die Zähne zusammenbiß und nicht mit Gewalt reagierte, obwohl dies leicht gewesen wäre.

Es ist verständlich, daß einem irgendwann der Friedensatem ausgeht. Mit den Todfeinden - sprich mit jenen, die die Juden ins Meer jagen wollten - hat man Frieden zu machen versucht, doch wird die Hand gebissen, von jenen, denen man sie reichte. Israel steht - unmittelbar vor Wahlen - in einem Dilemma: Die Friedenswilligkeit scheint nichts gebracht zu haben, ja es sieht angesichts Dutzender Getöteter sogar so aus, als ob Drohung und Gewaltbereitschaft der Sicherheit des Landes besser gedient hätten als das, was man Friedensprozeß nennt.

Kann Israel besonnen bleiben und verständliche Rachegelüste noch einmal unterdrücken? Es besteht kein Zweifel darüber, daß es besonnen bleiben sollte, wenngleich Besonnenheit für viele jetzt heißen mag, sich zu besinnen, daß Friedensbereitschaft doch nichts bringt. Jetzt wäre die internationale Gemeinschaft, auch Österreich, gefordert, dem Judenstaat beizustehen - vor allem moralisch. Die Friedliebenden müssen die stärkeren sein, nur diese Haltung gibt den Menschen eine Chance.

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