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Hanns Eisler

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Zwei Gedenkkonzerte für Hanns Eisler: Ein zuerst fast Vergessener, weil aus politischen Gründen Abgeschriebener, dann durch „steirische Herbsf'-Initiative Neuentdeckter wurde gefeiert. Leider auch diesmal vor halbleerem Mozart-Saal, weil sich mit diesem Namen für das Wiener Publikum offenbar noch immer kein Begriff von bedeutenden Werken verbindet. Eisler, Sohn des Philosophen Rudolf Eisler, Vater des bekannten Wiener Realisten Georg Eisler, studierte von 1919 bis 1923 bei Schönberg, wirkte ab 1925 in Berlin als Musikkritiker der „Roten Fahne“, dann als Pianist und Mitarbeiter Bert Brechts. 1933 ging er über Österreich, die CSSR, Frankreich und England nach Amerika, wo er lehrte und mit Regisseuren, wie Fritz Lang, Joseph Losey, Jean Renoir, zusammenarbeitete. 1944 entstand gemeinsam mit Adorno das Buch über „Komposition für den Film“. Schließlich wurde er in der McCarthy-Ära verhaftet und abgeschoben. 1950 ließ er sich in Ost-Berlin nieder und übernahm eine Kompositionsklasse an der Deutschen Akademie der Künste. 1962 starb er in Ost-Berlin.

Seine Klaviersonate (op. 1), die Klavierstücke (op. 3), das Duo für Violine und Cello (op. 7) sowie Liederzyklen (Opus 2, „Palmström“, Tucholsky-Lieder) wurden nun am ersten Abend vom Ensemble des 20. Jahrhunderts unter Peter Burwik, Rotraud Hansmann und Hermann Hähnel (Liedwiedergaben) und dem Geiger Ernst Kovacic aufgeführt. Ein schöner Bogen von Eislers ersten Versuchen, sich von der Spätromantik abzulösen, bis zu den bewußten Vereinfachungen in harmonisch-melodischen Modellen, zur Auswertung musikalischer Klischees und bewußten Politisierung des Lieds. Stücke, die anfangs ihre tiefe Verehrung für Schönberg bekunden: etwa im Initialzitat A-Es und in der frühen Verwendung der Zwölftontechnik im „Palmström“ ..., Stücke, für die sich übrigens Schönberg selbst teilweise eingesetzt hat und die sein Interesse fanden. Sehr unterschiedlich allerdings die Wiedergaben, vor allem der Lieder, bei denen man jede Härte, Präzision, Schärfe in der Diktion vermißte; und die selbst im Parodi-stisch-Kritischen verwaschen wiedergegeben wirkten.

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