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Hirtenbrief zum Mitreden

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Erstmals soll in Österreich ein Hirtenbrief der katholischen Bischöfe in einem breiten Diskussionsprozeß vorbereitet werden (FURCHE 22/1988). Die Bischöfe wollen die Erfahrungen und Meinungen der Bevölkerung zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderung hören, ehe sie 1990 - ein Jahr vor dem 100-Jahr-Jubiläum der ersten Sozialenzyklika, „Rerum no-varum“ — ihren Sozialhirtenbrief veröffentlichen.

Als Diskussionsgrundlage soll der auf den Seiten 7 bis 9 dieser FURCHE abgedruckte Text „Sinnvoll arbeiten — solidarisch leben“ dienen. Durch diesen Abdruck will die FURCHE den Text möglichst weit bekanntmachen und ihre Leser einladen, sich an dem erwünschten Diskussionsprozeß zu beteiligen und ihre Meinung, kundzutun.

Dieser Grundtext wurde von einem fünfköpfigen Aktionsteam unter der Leitung des Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern — mit Hilfe eines etwa 70 Personen“ umfassenden Beraterteams — erstellt und soll sowohl zur persönlichen Reflexion als auch zur Besprechung der zwölf Kapitel in Gruppen Anregungen bieten. Bewußt wurden daher, wie Aktionsteammitglied, Pater Alois Riedlsperger, Leiter der Katholischen Sozialakademie Österreichs, feststellt, auch provokante Formulierungen gewählt.

Der Grundtext ist übrigens auch zum Preis von fünf Schilling über die Pastoralämter der einzelnen Diözesen in Österreich erhältlich.

Der Weg zum endgültigen Sozialhirtenbrief beinhaltet bereits zum Teil das Ziel. Wichtig ist den Initiatoren, daß durch den damit verbundenen Diskussionsprozeß in weiten Kreisen der Kirche die soziale Gewissensbildung vorangetrieben wird. Der Grazer Sozialethi-ker Valentin Zsifkovits verweist in diesem Zusammenhang auf das Konzilsdokument „Gaudium et spes“, wonach Christen in der gleichen Frage bei gleicher Gewissenhaftigkeit auch zu unterschiedlichen Beurteilungen kommen können.

Auf jeden Fall sollten die Christen erkennen, daß sie nicht nur für die Familie und ihren persönlichen Bereich verantwortlich sind, sondern auch für Fragen der Wirtschaft und der Gesellschaft.

Der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, in der Bischofskonferenz zuständig für Erwachsenenbildung und Schule, sieht in dem Papier eine große Chance für die Kirche, einen willkommenen und interessanten Gesprächsstoff in der Bildungsarbeit.

Die weitere Vorgangsweise: Einzelpersonen oder Gruppen sollen die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem gesamten Grundtext oder mit einzelnen Kapiteln in knapper Form — ein bis drei Maschin-schreibseiten — bis zum Juni 1989 dem „Sekretariat Sozialhirtenbrief“, 4020 Linz, Herrenstraße 19, übermitteln. Die Verfasser des Grundtextes werden diese Stellungnahmen zusammenfassen und den Bischöfen weiterleiten.

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