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Jede dritte fiihlt sich nicht fit

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Jede dritte ist mit ihrer Ge-sundheit unzufrieden, viele fuhlen sich dauernd iiberla-stet und alleingelassen, bei einem bedeutenden Teil von ihnen ldsen steigende Umweltschaden und Mas-sentourismus zumindest zeitweise Angstgefuhle aus.

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Jede dritte ist mit ihrer Ge-sundheit unzufrieden, viele fuhlen sich dauernd iiberla-stet und alleingelassen, bei einem bedeutenden Teil von ihnen ldsen steigende Umweltschaden und Mas-sentourismus zumindest zeitweise Angstgefuhle aus.

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Die in mehrjahriger Arbeit erstellte und nun von der Salz-burger Landesratin fiir Frau-enangelegenheiten und Ge-sundheit, Gerheid Widrich, der Offentlichkeit prasentierte Studie „Salzburg weiblich” zeichnet ein durchaus kriti-sches Bild von der aktuellen Situation der Frauen in diesem Bundesland.

Die Grundlage fiir den Salz-burger Frauenbericht bilden die Antworten auf rund 1.000 Fra-gebbgen (3.000 hatte man an eine representative Auswahl von Frauen in Stadt und Land ausgeschickt), weiters 60 qualitative Interviews mit Salzbur-gerinnen verschiedener Alters-gruppen und Ausbildung, Gruppengesprache mit Vertre-terinnen verschiedener mit Frauenproblemen befaBter Be-rufsgruppen und schlieBlich die Auswertung von wissenschaft-lichen Arbeiten zu Frauenthe-men, die in den letzten Jahren vor allem an der Universitat Salzburg entstanden sind.

Trotzdem, vieles von dem, was die Salzburgerinnen be-wegt, betrifft in ahnlicher Wei-se wohl auch andere Osterrei-cherinnen. Ein wichtiges The-ma der Untersuchungen war der Bereich Gesundheit. Mit dieser steht es bei den Salzburgerinnen nicht allzu gut. Nur jede fiinfteYiihlt sich frei von. haufig auftretenden Beschwer-den, die eher psychosomati-scher Natur sind. Ein Drittel gibt an, unter Einschlafschwie-rigkeiten und Schlaflosigkeit zu leiden, drei von zehn unter Kopfschmerzen beziehungs-weise Migrane. Etwa der glei-che Anteil berichtet von haufi-gem Herzflattern, jede siebte von Magenbeschwerden.

Viele dieser unangenehmen Erscheinungen diirften die Frauen jedoch gar nicht als Krankheit ansehen. Denn immerhin geben rund zwei Drittel der Salzburgerinnen an, daB ihr Gesundheitszustand gut ist. Die iibrigen sind damit aber nicht zufrieden. DaB bei dieser Einschatzung persbnliche und soziale Faktoren eine groBe Rolle spielen, ist aus den nach Ausbildung, Alter, Wohnort, beruflicher und privater Situation stark differierenden An-gaben ersichtlich. So fiihlt sich unter den Frauen mit Matura beziehungsweise Hochschul-bildung nur jede fiinfte gesund-heitlich beeintrachtigt, bei jenen mit Pflichtschulbildung immerKin vier von zehn. Alte-re Frauen beurteilen ihren Gesundheitszustand insgesamt schlechter als der Durchschnitt, Frauen in Lebensgemeinschaf-ten, Getrennt-Lebende und Ge-schiedene schlechter als Ledi-ge oder Verheiratete.

Besonders auffallend ist das Ergebnis, daB von den Frauen, die arbeitslos sind oder gegen-wartig Sondernotstandshilfe beziehen, mehr als die Halfte ihren Gesundheitszustand als mittelmaBig bis sehr schlecht ansehen. Uberraschend ist auch derUnterschied zwischen Land- und Stadtfrauen. Wer in stadtischen Ballungsgebieten lebt, fiihlt sich im Durchschnitt kranker. Ein Ergebnis, das unbedingt auf dem Hinter-grund der in der Studie erst-mals umfassend in den Blick genommenen unterschiedli-chen Alltagsrealitaten der Salzburgerinnen zu sehen ist! Dazu kommt, daB verschiedene Gruppen von Frauen ein un-terschiedliches Problembe-wuBtsein haben und keines-wegs alle Frauen Moglichkei-ten sehen, an der Lbsung ihrer Probleme aktiv mitzuwirken.

Ruf nach Arztinnen

Auffallend ist beispielswei-se auch, daB jene Gruppen, die eher als andere selbst ihre Probleme zu Ibsen versuchen, namlich jiingere und gebilde-tere Frauen, deutliche Wunsche beziiglich Veranderungen in der medizinischen Versor-gung anmelden. 42 Prozent der 18- bis 29jahrigen und 57 Prozent der Frauen mit Matura beziehungsweise Hochschule wiinschen sich mehr Frauen als praktische Arzte.

Noch starker ausgepragt ist der Wunsch nach mehr Frau-enarztinnen. 45 Prozent der Salzburgerinnen insgesamt halten die Versorgung mit Gy-nakologinnen nicht ausrei-chend. Unter den jungeren Frauen sind 52 Prozent dieser Meinung, unter den Frauen mit Matura beziehungsweise Hochschule sogar 85 Prozent. Das ist nun nicht als generelles Votum gegen mannliche Frau-enarzte zu sehen, aber doch ein deutliches Signal an die Politik, gerade Frauen bei der Vergabe der raren Gynakolo-gen-Ausbildungsplatze zu be-vorzugen.

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