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ÖVP: Klare Linie und weniger Kompromisse

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FURCHE: Welche Konsequenzen sind Ihrer Meinung nach aus dem 6. Mai fur die OVP auf Bundesebene zu Ziehen?

KNAFL: Erstens: keine personel-len. Denn Personen wechselt man schnell aus, aber ob damit der Grund dieser Entwicklung beseitigt wird, bezweifleich sehr. Und zweitens: daB die Volkspartei bei ihren Entschei-dungen eine klare Linie zu beziehen hat.

Wenn wir uns mit unseren Vorstel-lungen bei der SPO nicht durchset-zen konnen, so bin ich eher dafiir, daB wir ablehnen und keinen Kompro-miB schlieBen oder- nur deshalb un-sere Zustimmung geben, weil wir be-furchten, wenn wir - beispielsweise beim Gratisschulbuch - nicht zu-stimmen, dann werden wir Stimmen verlieren. Ich glaube, a la longue ge-sehen, haufen sich die Beispiele, daB wir mit dieser Verhaltensweise eher Stimmen verlieren als gewinnen.

FURCHE: Wo sehen Sie die speziel-len Probleme Karntens in den achtzi-ger Jahren?

KNAFL: Karnten ist das Bundes-land, das eine Randlage aufzuweisen 'hat, und diese Randlage ist wiederum Ursache fiir unsere Arbeitsmarktsi-tuation. Karnten besitzt auf Grund einer doch starker ausgepragten Bauwirtschaft, auf Grund eines kopf-lastigen Sommerfremdenverkehrs, die hochste Arbeitslosenrate aller osterreichischen Bundeslander. Es gilt daher, meiner Meinung nach, diese Randlage zu beseitigen.

Wir werden bis 1980 die Tauern-autobahn durchgehend bis Spittal fertighaben, wir brauchen dringend eine leistungsfahige Siidautobahn, eine leistungsfahige Verkehrsver-bindung zum Ballungszentrum Wien, wir brauchen in diesem Zusammen-hang auch einen entsprechenden An-schluB an das Flugnetz.

Wenn diese Randlage beseitigt wird, dann glaube ich auch an eine Veranderung und Anpassung der Wirtschaftsstruktur, die wieder Vor-aussetzung fiir die Verbesserung unserer Arbeitsplatzsituation ist.

Allein werden wir mit diesen Pro-blemen nicht fertig werden, und daher meinen wir von der Karntner Volkspartei, daB die unbedingte

Notwendigkeit besteht, daB wir mit Hilfe des Bundes eine gemeinsame Aktion zwischen Bund und Land durchfuhren, um entsprechende Ar-beitsplatze durch Betriebserweite-rungen, durch Betriebsansiedlungen zu schaffen.

FURCHE: Wie steht es derzeit mit der Verwirklichung der Rechte der slowenischen Minderheit?

KNAFL: Ich meine, daB das Volks-gruppennetz auf alle Falle eine Basis fiir eine friedliche Zusammenarbeit bildet. Es ist bisher leider durch die slowenischen Organisationen der Volksgruppenbeirat noch nicht be-schickt worden. Ich erachte das als notwendig, denn im Volksgruppenbeirat besteht ja dann die Moglich-keit, Probleme, die beide Teile be-riihren, zu diskutieren - und Diskussion ist der beste Weg zu einer Verbesserung der Beziehungen.

FURCHE: Welche Themen werden die Hauptrolle im LandtagswahU kampf spielen?

KNAFL: Wir werden auf jeden Fall die Arbeitsmarktsituation zur Diskussion stellen, weil wir viele junge Menschen haben, Absolventen der Handelsschulen, der Handelsaka-demien, der mittleren und hoheren technischen Lehranstalten, Kinder-gartnerinnen, Volkschullehrer, die derzeit keinen ihrer Ausbildung entsprechenden Arbeitsplatz haben. Wir glauben, daB die wirtschaftspoliti-schen Uberlegungen in dieser Rich-tung fiihren miissen, mehr und quali-tativ bessere Arbeitsplatze fiir Karnten zu erreichen. Wobei die Frage der Siidautobahn, Flugverbindung, Ausbau des Eisenbahnnetzes mitda-zugehort.

Ein zweiter Diskussionsbereich wird sein, daB die Sozialisten ihren EinfluBbereich weit iiber jenen Pro-zentsatz hinaus ausgebaut haben, der ihnen vom Wahler zuerkannt wurde. Die Sozialisten haben knapp iiber 50 Prozent der Stimmen gehabt bei der letzten Landtagswahl, aber ungefahr 80 Prozent des Einflusses in der Lan-desverwaltung fur sich in Anspruch genommen, in den Landeskranken-anstalten 100 Prozent und bei der KELAG fast 100 Prozent. Ich glaube, es geht auch darum, daB die Auftei-lung der politischen Verantwortung im Lande dem Wahlerwillen ent-spricht.

Als dritter Punkt kommt dazu, daB die Funktionare der SPO offentliche Einrichtungen parteipolitisch miB-brauchen. Es ist dann auch so, daB bei Personaleinstellungen die Sozialisten starken politischen Druck auf den Menschen ausiiben und sagen: „Wenn Du den Arbeitsplatz haben willst, muBt Du der Partei beitre-ten.“ Wir lehnen diese Vorgangsweise fiir Karnten ab, weil wir glauben, daB das der Grundeinstellung des Karnt-ners, der ja sehr freiheitsliebend ist, nicht entspricht.

FURCHE: Mit welchem Wahlziel gehen Sie in die Landtagswahlen?

KNAFL: Ich mochte mehr Stimmen erreichen, mehr Vertrauen bei den Karntnern bekommen als bei der letzten Landtagswahl.

FURCHE: Es wird wahrscheinlich auch mehr Wahlberechtigte als das letzte Mai geben, heifit „mehr Stimmen“ auch einen prozentuellen Zu-wachs?

KNAFL: Auch prozentuell, ja.

Mit Landesrat Stefan Knafl sprach Heiner Boberski

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