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Es gibt kein Zuriick mehr!

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Irgendwie haben viele Katholi-ken und Katholikinnen unseres Landes das ungute Gefuhl, daB seit dem vorjahrigen Kirchenvolks-Begehren eigentlich nichts anders geworden ist. Die meisten Bischbfe haben Dialogbereitschaft, einige sogar Sympathie erkennen lassen. Es gab einige Biicher zur Thematik und Hunderte Diskussionsrunden - aber wirklich geriihrt hat sich nichts.

Wirklich nicht? Das ist ein Irr-tum. Die vielen Gesprache konnen nicht ohne Wirkung bleiben. Die allgemeine BewuBtseinsbildung schreitet unaufhaltsam fort. DaB nach auBen hin keine Verschar-fung der Polarisierung eingetreten ist, darf man dem Bemiihen auf beiden Seiten um MaBigung des Tons gutschreiben. Nirgendwo sind Briicken zerstbrt worden. Aber der reiBende FluB darunter ist vor-laufig immer noch da.

Wer aber darauf baut, daB alles wieder zum friiheren Zustand zuriickkehrt, daB eines Tages alle katholischen Frauen wieder zu grauen Mauslein in einer Kirche werden, deren uneingeschrankte, nicht hinterfragbare Autoritat von Mannern und Frauen ohne Gegen-rede anerkannt wird, hat den Bo-denkontakt verloren. Die Uhr lauft, und sie laBt sich niemals mehr zuriickdrehen.

Als grbBere Probleme erschei-nen zunachst jene, die keine nationale Bischofskonferenz, sondern nur die Weltkirche Ibsen kann. Aber auch hier fiihrt der pragmati-sche Weg weiter. Beim Zblibat ist unbestritten, daB es sich um ein Kirchen- und nicht um ein Gottes-gesetz handelt. Eines Tages, wenn der Druck aus vielen Teilen der Welt groB genug geworden ist, wird ein Papst ein Okumenisches Konzil einberufen und diesem die das letzte Mai noch tabuisierte Frage zur Entscheidung vorlegen. Was immer dabei herauskommt: Der Druck ist zunachst weg.

Letzten Endes wird es auch bei der Frauenordination nicht anders sein. Zuerst werden mutige Bischbfe (auch bsterreichi-sche sind ja schon unter ihnen) immer lauter die Weihe von Frauen zu Diakoninnen vom Vatikan er-bitten.

Auch dariiber wird ein kiinftiger Papst ein Allgemeines Konzil ent-scheiden lassen. Kommt mehrheit-lich ein Ja zustande, werden die Damme bersten. Dann ist die Weihe der Frau zur Priesterin nicht mehr aufzuhalten.

An Theologen, die der Kirche aus der 1994/95 selbstverfertigten Schlinge einer „definitiven" und quasi „unfehlbaren" Kontra-Ent-scheidung verhelfen werden, fehlt es schon heute nicht. Ein Neu-durchdenken des gesamten Amts-verstandnisses konnte die Wege ebnen.

Das wird noch einige Zeit dauern. Wer jetzt die Geduld verliert, dem fehlt es am langen Atem der Geschichte, der (als Heiliger Geist) die Kirche stark und unzerstbrbar gemacht hat. Aufzuhalten sind alle diese Entwicklungen nicht. Das ist, mit Verlaub, eine Voraussage, nicht nur ein frommer Wunsch.

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