6676914-1961_26_18.jpg
Digital In Arbeit

Wo stehen wir im Fremdenverkehr?

Werbung
Werbung
Werbung

Zwei Welten sind es, in denen das Phanomen Fremdenverkehr sich formt und darstellt: die Welt der erlebnissiichtigen Ideen und Vorstel- lungen, die ihre Wurzeln im Irrationalen hat, und die Welt der Fremdenverkehrsablaufe, die sich als eine unausgesetzte Reihe von Leistun- gen und Gegenleistungen darstellt. Dieses „Geschaft organisierter Gastfreundschaft” ist es, welches bestimmend auf alle jene MaB- nahmen wirkt, die man hochtrabend mit Frem- denverkehrspolitik bezeichnet, und welches, fruhzeitig erkannt, den Fremdenverkehr der iiberwiegend wirtschaftlichen Betrachtung aus- liefert. Von den „Tabellen zur osterreichischen WShrungsstatistik” des Jahres 1904, in denen die Bedeutung des Fremdenverkehrs fur die Zah- lungsbilanz dargelegt wird, bis zur Rede des Prasidenten Kennedy vor dem KongreB am 6. Februar 1961, in der er das Zahlungsbilanz- defizit der USA zum AnlaB nimmt, strukturelle Veranderungen des amerikanischen Fremdenverkehrs vorzuschlagen, spannt sich der Bogen der einseitigen Standortfixierung des Fremdenverkehrs.

Man erkannte wohl aus dem Verhalten der Touristen, was fiir sie der Sinn ihres Tuns sei, und bekam damit eine Ahnung von der Welt der Motive. Soweit man aber auf sie einging, fur sie Voraussetzungen oder Einrichtungen schuf, geschah es immer nur im Hinblick auf die geschaftliche Nutzung. Erst die Orientierung fast aller Lander zur Forderung des Fremdenverkehrs und die stets wachsende Fremdenver- kehrskonkurrenz lieBen, in Verbindung mit modernen Methoden der Werbung, auch die Mo- tiveforschung im Fremdenverkehr entstehen. Man versuchte den vielfachen Bedurfnissen des modernen Touristen moglichst nahezukojpmen, man versuchte Tendenzen der touristischen Nachfrage rechtzeitig zu erkennen und diesen Tatsachen gemaB zu handeln. So hatte Osterreich zum Beispiel vor einigen Jahren den Be- griff „0 a s e n der Stille” in die Werbung getragen. Der Erfolg dieser Werbung war be- griindet durch das Zusammentreffen eines An- gebotes mit den korrespondierenden Wunschen der Nachfrage.

Dem ging aber eine genaue Beobachtung des Zuges innerhalb des Fremdenverkehrs voraus, die erkennen lieB, daB das Bediirfnis nach Ruhe als Reaktion auf die Betriebsamkeit zahlenmafiig so stark werden wurde, daB spezielle Schopfun- gen, die diesem Bediirfnis entsprechen, im touristischen Wettbewerb sinnvoll sein miifiten. Diesen Uberlegungen verdankt auch das Projekt der Ruheorte seine Entstehung. Als solche will man Siedlungen in den Dienst des Fremdenverkehrs stellen, in denen der Larmverhiitung innerhalb des Ortsbereiches oder in bestimmten Teilen davon, den sogenannten „Ruhezonen”, besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. In* den Richtlinien zur Schaffung von Ruheorten und Ruhezonen sind diese Ruheorte definiert als ..Fremdenverkehrsorte, in denen aufier dem An- gebot fremdenverkehrsmaBiger Leistungen besondere Voraussetzungen fremdenverkehrsattrak- tiver Art dadurch geschaffen werden, daB Larmentwicklung durch entsprechende Veran- lassungen weitgehend eingedammt oder iiberhaupt ganzlich ausgeschaltet wird. Dies bezieht sich sowohl auf den Verkehrslarm, auf den Industrie- und Gewerbelarm, den Larm land- wirtschaftlicher Betriebe, den Baularm und vor allem auch auf Musikdarbietungen aller Art ab bestimmten Stunden.”

Die Neuschopfungen des touristischen An- gebotes in Osterreich gehen aber noch weiter. In der Zeit des aufsteigenden Burgertums war der Inbegriff der Ferien und des Fremdenverkehrs die Sommerfrische. Sie war das Ziel der Familien, die nicht uber Vermogen verfugten, sondern aus ihren Gehalts- oder Geschiiftsein- kunften ihren Lebensaufwand zu bestreiten hatten. Die Sommerfrische verschwand mit der Entwicklung des internationalen Fremdenverkehrs aus dem Blickfeld der touristischen Be- trachtungen, weil der Auslanderreiseverkehr in seiner Wirkung auf das Volkseinkommen innerhalb des Gesamttourismus eine dominierende Stellung einnahm und der Inlanderfremdenver- kehr zufolge der geanderten Sozialstruktur ent- personlicht wurde. Die personlichen Beziehun- gen zu anderen Feriengasten, vor allem aber zu den Wirtsleuten, wie sie die einstigen Sommer- frischen kennzeichneten, wurden im Zuge der Entwicklung des Fremdenverkehrs zur Massen- erscheinung mehr und mehr versachlicht und durch das wirtschaftliche Leistungs- und Gegen- leistungsprinzip abgeldst. Die Tendenzen zur Aufenthaltsverkurzung, aus welchen Grunden immer, ob aus finanziellen Uberlegungen odei? unter dem EinfluB der Motorisierung, trugen das ihrige dazu bei. Anscheinend ist aber nunmehr die Zeit gekommen, in der sowohl von der Seite des touristischen Budgets als auch des touristischen Verhaltens eine Renaissance der Sommerfrische sinnvoll scheint. Diesem Bediirfnis sollen die „E r h ol u n g s d 6 r f e r” dienen, die Osterreich in sein Fremdenverkehrsangebot auf- zunehmen beabsichtigt.

Unter Erholungsdorfern werden „landliche Siedlungen mit iiberwiegend bauerlichem Cha- rakter verstanden, in denen der Erholung- suchende in Abgeschiedenheit und Ruhe seinen Urlaub verbringen, aber auch AnschluB an die Wesensart und das Brauchtum der Einwohner linden kann”. Diese Erholungsdorfer sind ge- kennzeichnet durch ihre Lage, die, unbesehen der landschaftlichen Umgebung, dadurch ge- kennzeichnet sein soil, daB sie keine unmittel- bare Beruhrung mit BundesstraBen oder Eisen- bahn hat, ferner soil diese Siedlung die Struktur eines Dorfes bewahrt haben, In ihrer Bauweise dem Landescharakter entsprechen und vor alien Dingen innerhalb des Dorfbildes keine Industrie- oder Grofigewerbebetriebe aufweisen. Im Er- holungsdorf erwartet man begreiflicherweise keine Hotels, sondern bevorzugt den Typ des Gasthofes, und wird sich im ubrigen neben den gewerblichen Unterbringungsmqglichkeiten mit Privatquartieren behelfen. Ein entscheidender Umstand wird zweifellos die Preislage sein, die den vorerwahnten mittleren Einkommensgruppen entsprechen soil. Auch die Beschrankung des Larms ist ein Faktor, der bei den Erholungsdorfern Berucksichtigung findet. Pflege des Brauchtums und Schmuck des Ortsbildes sowie

Anlage von Spazierwegen, Aufstellung von Ruhebanken sollen im Sinne der einstigen Sommerfrische wieder vorgenommen werden. Ein Gedanke, der dem Erholungsbedurfnis der modernen Menschen entgegenkommt und dessen Verwirklichung zu begrufien ware, ist der, daB fiir Familien mit Kindern innerhalb des Dorfes Kindertagesstatten und Kinderspielplatze eingerichtet werden, zur Entlastung der Eltern, denen damit die Moglichkeit geboten ist, Spaziergange oder Touren zu unternehmen. Die Anlage von Schwimmbadern, Spiel- und Liege- wiesen soil den Ferienwiinschen der Erholung- suchenden entgegenkommen. Um ein Dorf zum Erholungsdorf im vorgenannten Sinn zu machen, geniigt bei Zutreffen der Merkmale ein Ge- meinderatsbeschluB. Mit diesem BeschluB ist verstandlicherweise auch die Verpflichtung verbunden, all den Notwendigkeiten eines Er- holungsdorfes zu entsprechen und die erforder- lichen Anlagen zu schaffen. Eine erste Bro- schiire uber solche osterreichische Erholungs- dorfer ist im Erscheinen.

Derartige Vorkehrungen im osterreichischen Fremdenverkehr sind auch aus einem anderen Grunde sinnvoll. Die Tatsache einer quali- tativen Strukturanderung innerhalb des Touris- mus lafit sich nicht leugnen. DaB diese Strukturanderung auch andere europaische Fremden- verkehrslander betrifft, zeigt ihre Abhangigkeit von allgemeinen Entwicklungstendenzen. Der Fremdenverkehr nach Osterreich besteht zu 93 Prozent aus einem innereuropaischen Fremdenverkehr. Im europaischen Durchschnitt sind es 82 Prozent. Innerhalb dieses europaischen Fremdenverkehrs bestehen traditionelle tou- ristische Zielpraferenzen, zu denen auch Osterreich gehort. Das sich standig ausweitende An- gebot neuer Gebiete in und um Europa sowie die Entwicklung der Verkehrsverbindungen be- wirken gewisse Neuorientierungen innerhalb der touristischen Strome. So war das Jahr I960 ge- kennzeichnet von einer sehr beachtlichen Ver- starkung der Reisen in europaische Randgebiete, wie GroBbritannien, Skandinavien, Griechen- land. In den Europa umgebenden Raumen sowie in den wirtschaftlichen Entwicklungsgebieten ist man sich der Bedeutung des Fremdenverkehrs in wirtschaftlicher Beziehung durchaus bewuBt und verwendet einen Teil der Entwicklungshilfe fiir die Schaffung von absolut wettbewerbsfahigen touristischen Einrichtungen. Nach der Er- fahrung, daB zwei psychologische Faktoren die Wunschbildung beeinflussen, namlich Nach- ahmung auf der einen Seite und Exklusivitat auf der anderen, ist es verstandlich, dafi solchen neuen touristischen Zielgebieten — ihre politische Ordnung und Stabilitat vorausgesetzt — auch eine besondere Anziehungskraft inne- wohnt. Alle diese neuen Angebote auf dem touristischen Markt konnen sich aber nur an zwei Nachfragezentren wenden, namlich an Europa und an die Vereinigten Staaten. Sie werden zunachst, bedingt durch die Kosten von Reise und Aufenthalt, nur die kaufkraftigen Schichten interessieren. und die Entsprechung der Nachfrage auf diese neuen Angebote be- deutet eine Verringerung der fur die traditio- nellen europaischen Fremdenverkehrslander be- stehenden touristischen Kaufkraft. Wohl er- reichen alljahrlich soziale Schichten eine Ein- kommenshohe, die ihnen auch die Befriedigung des Reisebediirfnisses gestattet; jedoch unter- liegen die Ferienbudgets dieser Schichten gewissen Beschrankungen, so dafi, unverblumt aus- gedriickt, Europa und damit auch Osterreich mit einer abnehmenden touristischen Kaufkraft zu rechnen haben wird. Statistisch wird sich dies weder in der Zahl der Fremdentneldungen noch in der Zahl der Fremdeniibernachtungen ausdrucken, so daB einzig und allein Stich-( probeherhebungen uber den touristischen Auf4 wand und die Konsumintensitat der Touristenj geeignet scheinen, die notwendigen Einblicke zu gestatten.

Es bietet sich neuerdings ein weiteres An- gebot auf dem touristischen Markt, namlich die Vereinigten Staaten selbst. President Kennedy hat in der schon erwahnten Botschaft an den KongreB unter Betonung des Umstandes, daB die amerikanische Fremdenverkehrsbilanz mit 1,1 Millionen Dollar passiv sei und damit fast 30 Prozent des amerikanischen Zahlungsbilanz-

patsivums betragt, MaBnahmen zur Anderung dieses Zustandes gefordert. Die Beschriinkung des Zollfreibetrages fiir mitgebrachte Waren von 500 auf 100 Dollar ist, wie selbst die ameri- kanische Zollstatistik nachgewiesen hat, von keinerlei nennenswertem EinfluB. Somit mufite die Rede des amerikanischen Prasidenten den Eindruck erwecken, daB es im gegebenen Zeit- punkt „unpatriotisch” sei, ins Ausland zu reisen. In den auf die Botschaft folgenden Wochen wurden von amerikanischer Seite in beachtlichem MaBe Stornierungen bereits er- folgter Buchungen in Europa vorgenommen. Die Proteste der amerikanischen Reisebiiros, die von einem ..verhangnisvollen Mifiverstandnis” sprechen, sowie die besorgten Stimmen inner- halb der europaischen Fremdenverkehrswirt- schaft veranlaBten den Prasidenten, in einem Telegramm anlSBlich des zehnten Jahrestages der European Travel Commission, das ist die Organisation fiir die gemeinsame Werbung in den europaischen Staaten, sowie durch den Mund seines Handelsministers Luther Hodges festzu- stellen, daB es ihm fernliege, den Reiseverkehr von den USA nach Europa zu unterbinden, er wiinsche lediglich den Reiseverkehr in beiden Richtungen zu entwickeln und auch die USA als Besuchsland popular zu machen. Zu diesem Zweck wird ein eigenes Unterstaatssekretariat innerhalb des Handelsministeriums geschaffen, welches gleich den europaischen nationalen Fremdenverkehrsorganisationen die Aufgabe hat, fiir den Besuch der USA zu werben. Zweifellos werden auch mit diesem Angebot im besonderen die kaufkraftigen Schichten Europas ange- sprochen.

Zwei weitere Umstande sind bei einer kri- tischen Betrachtung der Situation des osterrei- chischen Fremdenverkehrs erwahnenswert: einmal das Problem der wirtSchaftlichen Integration Europas, sowohl hinsichtlich der Fremdenverkehrspolitik als auch in der Blickrichtung des Arbeitskrafteproblems im Fremdenverkehr; zum anderen die Planung und das ..Timing” im Aus- bau des europaischen StraBennetzes.

Im abgelaufenen Fremdenverkehrsjahr 1960 kamen 82,75 Prozent der auslandischen Besucher Osterreichs aus dem EWG-Raum. 10,27 Prozent aus den Landerh des EFTA-Blocks. Die unver- kennibaren Ansatze zu einer gemeinsamen Fremdenverkehrspolitik der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft konnten, wenn sie in be- sonderem MaBe die Propagierung des eigenen Territoriums fiir touristische Zwecke aufnah- men, von beachtlicher Auswirkung auf die iibrigen europaischen Fremdenverkehrslander werden, umschlieflt es doch ein Fremdenver- kehrsgebiet von der Nordsee bis an die Siid- spitze Siziliens und von den Pyrenaen bis an den Bbhmerwald.

Alles, was Europa an landschaftlichen Ge- gebenheiten zu bieten vermag — vom Hoch- gebirge bis zum Meeresstrand —, ist in diesem Raum ebenso vorhanden, wie die Schatze des kulturellen Reichtums dieses {Continents.

Aber auch die Arbeitspolitik im Bereich der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft scheint dazu angetan, ein weiteres Problem des Fremdenverkehrs fiir die aufierhalb dieser Gemein- schaft stehenden Lander zu verscharfen, namlich das Problem der gastgewerblichen Fremd- arbeiter.

In Zeiten der Konjunktur, die gewohnlich auch Zeiten fortschreitender Sozialentwicklung sind, erfahren die Dienstleistungsberufe, vor allem die der personlichen Dienstleistungen, keine Wertschatzung. Die Folge ist ein Mangel an Arbeitskraften in jenen Betriebskategorien, in denen die erforderliche Betriebsbereitschaft die gewonnenen allgemeinen Sozialfortschritte nicht zur vollen Wirksamkeit kommen laBt. Nur dort, wo Bevolkerungszahl und Arbeitsmoglich- keit in einem Mifiverhaltnis hinsichtlich der Arbeitsplatze stehen oder wo die materiellen Vorteile der Bedienungsberufe den soziologi- schen Empfindungen vorangehen, ergeben sich Arbeitsreserven. In Europa trifft dies nur noch auf Italien und Spanien zu, wobei vor allem Italien ein starkes Kontingent an Arbeitskraften innerhalb des europaischen Hotel- und Gast- gewerbes stellt.

Die Schweiz, Westdeutschland, zum Teil Frankreich bedienen sich dieser Moglichkeiten, in Osterreich beschaftigt diese Frage die be- treffenden Institutionen mit sehr divergierenden Auffassungen.

Wenn man liest, daB die Generaldirektion soziale Angelegenheiten der EWG-Kommission die Annaherung der bestehenden sozialgesetz- lichert Bestimmungen in den Mitgliedsstaaten der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft ver- folgt, dann wird es klar, daB Italien als Arbeits- kraftreserve fiir die Nicht-EWG-Staaten sehr bald ausscheiden durfte. Man wird daher, wie es zum Teil die Schweiz macht, im eigenen Haus versuchen mussen, die Berufe innerhalb der Fremdenverkehrswirtschaft wieder reizvoller zu machen. Dazu gehort aiber zweifellos eine Ordnung dieser Berufe, der beruflichen Auf- stiegsmoglichkeiten und vermutlich auch eine Bereitschaft zur Ubernahme weiterer sozialer Garantien.

Der zweite Umstand, der fur die nahe Zu- kunft des osterreichischen Fremdenverkehrs mehr und mehr Bedeutung gewinnt, ist der rechtzeitige AnschluB eines osterreichischen Autobahnnetzes an den Ausbau der Europa- strafien. Die groBe Nord-Sud-Linie Hamburg- Basel, der Ausbau des Schweizer National- straBennetzes, die AlpenstraBentunnel, der Ausbau der Autobahnen in Italien — all dies sind VerkehrsmaBnahmen, die dem bestehenden europaischen Touristenstrom Nord—Sud ver- starkte Anreize bieten werden. Der Autobahntourist erreicht osterreichisches Gebiet auf der West-Ost-Strecke bei Salzburg und hat in ab- sehbarer Zukunft die Moglichkeit, bis Wien zu fahren. Solange keine gleichwertige Ausfahrts- strecke nach dem Suden besteht, fahrt er prak- tisch in eine Sackgasse. Die westlichen Bundes- lander Vorarlberg und Tirol sehen eine Gefahr- dung ihres Fremdenverkehrs in dem Umstand gelegen, daB sie keinen Anteil am Autobahnnetz haben. Zweifellos werden touristische Ziele durch zwei Umstande bedingt, namlich durch die Erreichbarkeit und die Aufenthaltsmoglich- keit. Es ergibt sich jedoch die Frage, welche touristischen Ziele in Zukunft mehr gefragt sein werden: diejenigen an den HeeresstraBen des Fremdenverkehrs oder die abseits davon ge- legenen. Die Erreichbarkeit ist nicht nur auf Autobahnen beschrankt, gut ausgebaute Zu- bringerstrafien erfullen fur Zielgebiete den gleichen Zweck. Sie scheinen sogar mehr ge- eignet, den Zielcharakter zu betonen, und ver- leiten nicht zur Fluchtigkeit der Autobahn- reisen.

Mit diesen wenigen Uberlegungen sind die Probleme des Osterreichischen Fremdenverkehrs keineswegs erschopft, es gibt deren noch viele, wie vor allem das Problem der Finanzierung, welches nicht nur ein materielles, sondern auch ein administratives Problem ist, das Problem der Werbung, welches wiederum seinerseits mehr ein finanzielles Problem darstellt, und vielleicht das wichtigste, das Problem der Koordinierung der vielen allzu vielen Stellen und Organisationen, die Fremdenverkehrspolitik auf ihre Fahnen geschrieben haben. Der schwei- zerische Bundesrat Dr. Lepori hatte im Jahr 1955 zu einer fast gleichen Frage, namlich dem Ver- haltnis der Politik zu den wissenschaftlichen Grundlagen des Verkehrs, abschlieBend gasagt:

„Si la politique est Part de s’accommoder du possible, il est indispensable toutefois de savoir ce que 1’on devrait atteindre, sinon il n’y a qu’un pas de la politique au dilettantisme.”

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung