Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Grofier Schock
Anstatt jedoch offen dieses Problem zu diskutieren und zu ver-suchen, eine Sanierung bis zum Sommer 1972 in irgendeiner Form herbeizufuhren, wagt man ange-sichts des abgegebenen Verspre-chens, 1972 konnte Tirol auf dem Weg in den Siiden auf der Autobahn durchfahren werden, das Geheimnis nicht in der Offentlichkeit zu diskutieren. Tatsachlich haben sich bereits Fachleute aus dem Amt der Tiroler Landesregierung und aus dem Bautenministerium in den letz-ten Tagen an den Ort der Handlung, namlich zur Europabriicke, begeben.
Es gibt Stimmen, die die Senkung als „nicht iiberdurchschnittlich“ be-zeichnen, weshalb keine Gefahr fiir eine Sperrung der Europabriicke be-stehe.
Jene freilich, die Baumangel fiir die. bereits 1963 erbaute Europabriicke verantwortlich machen und darin einen neuen „Bauskandal“ er-blicken, durften damit im Unrecht bleiben. Echte Baumangel hatten namlich zweifellos, so meinen Ex-perten, schon fruher derartige Senkungserscheinungen auftreten lassen mussen.
So freut man sich nicht auf den 12. Juli 1972 (ubrigems ohnehm schon zu spat, weil der erste groBe Ur-laubsstrom aus Deutschland schon zehn Tage fruher Osterreich passie-ren wird), sondern blickt mit Sorge auf das, was siidlich von Innsbruck mit Europas hochster Briicke passie-ren konnte. Uber ein anderes Auto-bahnproblem Tirols sprach man hin-gegen auch im Zillertal anlaBlich des Treffens sozialistischer Spit'zenpoli-tiker aus Osterreich, der deutschen Bundesrepublik und Italien.
Es ging um die Zillertalautobahn. Kaum hatte sich das Zillertal dariiber beruhigt, daB der Verbunds-konzern bekanntgab, im Zillergriindl werde in den nachsten zehn Jahren und wahrscheinlich auch spater kein Kraftwerk gebaut, gab es gegen die geplante Zillertalautobahn scharfste Proteste. Man glaubt namlich nicht ganz unberechtigt, daB diese Zillertalautobahn fiir Osterreich kaum sehr interessant sei, die landschaft-lichen Schonheiten des Zillertales aber endgiiltig zerstdren wurde. Darum gab es auch bei dem Spitzen-treffen der drei Politiker Kreisky, Brandt und einem prominenten So-zialisten aus Italien, Proteste von Zillertalern.
Diese Proteste erhielten aber auch siidlich des Alpenhauptkammes im Kampf gegen die Autobahn einen starken Verbiindeten. Mit den Wor-ten „Wir lassen uns doch nicht unsere Urlauber mit diesem ver-riickten Autobahnbau vertreiben“, erklart man im Sudtiroler Sextental, daB man nicht daran denke, sich den Bau einer solchen Autobahn-strecke gefalien zu lassen, deren Notwendigkeit man heftig in Zweifel zieht. Fachleute meinen allerdings, eine andere Trassierung der Autobahn Miinchen—Venedig ware kaum moglich beziehungsweise wurde. enorm viel Geld verschlingen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!