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Frankreich braucht die NATO

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Hinter dem Streit verbirgt sich nattirlich die politische Kardinal- frage, ob mit Frankreich auf Hieb und Stich verhandelt werden soli, anders ausgedriickt, ob Bonn den franzbsischen Truppen den Stuhl vor die Tur setzen soil und ob die USA sich weigern sollen, ihre Truppen zu dem von der franzbsischen Regierung genannten Zeitpunkt — l.Marz nachsten Jahres — aus Frankreich abzuziehen, indem sie dabeibleiben, fiir die Raumung sei langere Zeit erforderlich. Es ist keine Frage, daB das Auswartige Amt einem harten Kurs den Vorzug gibt, wobei der Gedanke mitspielen dtirfte, die NATO kbnne zwar notfalls ohne Frankreich auskommen, nicht jedoch Frankreich ohne die NATO und die USA, wie sich jetzt schon zeigt. Dem steht die vom Vorsitzenden der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Barzel, auf- gebrachte Formel gegeniiber, Bonn mtisse ,,so viel NATO und so viel Frankreich wie moglich" anstreben.

Daruber hinaus hat Schroder das Kabinett vbllig hinter sich in der Grundauffassung, daB die NATO am Leben erhalten, ja verstarkt werden miisse und daB die Integration die denkbar beste Organisationsform darstelle.

Anzeichen sprechen dafiir, daB die amerikanische und die britische Regierung die deutsche Bundesregie- rung in einer entschlossenen Hal- tung gegeniiber Frankreich bestar- ken, ja sie regelrecht dazu drangen. Allerdings ist das Spiel der angel- sachsischen Machte fiir den AuBen- stehenden noch nicht ganz durch- sichtig. Soil die Bundesregierung bloB Frankreich die Zahne zeigen, um ihm zum BewuBtsein zu bringen, daB seine Baume nicht in den Himmel wachsen? Soil es fiir die vier- zehn NATO-Partner Frankreichs eine giinstige Verhandlungsposition vorbereiten? Oder haben die Angel- sachsen mit ihrem Druck auf Bonn mehr im Sinn?

Einig ist sich die Bundesregierung darin, daB die letzte Entscheidung iiber Frankreichs kunftiges Verhalt- nis zur NATO und damit uber den Verbleib seiner Truppen in Deutschland den Vierzehn aufgebiirdet werden soli. Bonn bezieht sich dabei auf den BeschluB der Vierzehn, so weit wie notwendig zweiseitige Verhandlungen mit Frankreich zu fiihren, aber die Endberatung und BeschluB- fassung der Gesamtheit der Vierzehn vorzubehalten. Zunachst berat Bonn daher nur mit Washington und London. Man hofft, die Beratungen bis Anfang Mai abzuschlieBen, um so- dann die Vorschlage fiir die zweisei-

tigen Verhandlungen Bonns mit Paris den Vierzehn vorzulegen, damit diese mbglichst vor dem fatalen 1. Juli einen BeschluB fassen. Wie weit die Vierzehn rechtzeitig zu einem BeschluB finden und das Er- gebnis der deutsch-angelsachsischen Beratungen gutheiBen, bleibt abzu- warten.

Wenn es nach dem Auswartigen Amt in Bonn geht, sollen die franzbsischen Truppen nur dann weiteres Aufenthaltsrecht in Deutschland erhalten, wenn Frankreich klare Ver- pflichtungen fiir deren Verhalten im Ernstfall eingeht und die jetzige Freiztigigkeit der franzbsischen Truppen in der Bundesrepublik den Bedingungen angepaBt wird, die fiir die deutschen Truppen in Frankreich gelten. Die franzbsische Seite hat bisher nicht zu erkennen gegeben, wie sie dazu steht.

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