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Generationen-Konflikt
Sie tragen „Bbcke", bergschuhar-tige Gebilde, aber viel klobiger als ihre sportlichen Vorbilder, und sogar (die Madchen) zu diinnen Minirbcken. Die Haare sind rot, gelb, lila, griin und zu Dread-Locks ge-zwirbelt. Schmucksteine zieren Na-senfliigel, Oberlippen, Nabel und dem Vernehmen nach noch andere Kbrperteile, und wo nicht Piercing angesagt ist, sind es Tatoos - beilei-be nicht nur aufgeklebte. Die Klei-dungsstiicke sehen ein wenig aus wie dem Altwarensammelcontainer ent-nommen, aber der Profi erkennt die „In-Marken" sofort. Ihre Sportarten sind Skating und Snowboarden, und vielleicht ist es kein Zufall, daB man seine Mitmenschen damit so schon erschrecken kann. Die Musik (aus dem Computer, woher sonst) heiBt „Techno" und die dazugehbrigen Massen-Parties „Raves" - man steht sie mit Hilfe von Energy-Drinks durch - zwblf und mehr Stunden „abtanzend".
Wie beruhigend, daB uns Ent-wicklungspsychologen sagen, daB es bei alldem nur um ein Abheben, um ein Abgrenzen von den etablierten Altvorderen geht, um das Festma-chen der eigenen Identitat am Konflikt. Wie das aber bei einer Generation von nicht nur Eltern, sondern sogar GroBeltern, fiir die - aus eigener Erfahrung - Protest etwas vbllig nor-males ist? Die man nicht mehr wirklich schockieren kann, weil alles schon da war, selbst erlebt und damit sanktioniert ist?
Hoffentlich iibersieht die tolerante Erziehergeneration nicht, daB damit aber zum einen der „Reibebaum" fiir die Jungen verloren geht, und zum anderen: Heroin und LSD waren Randerfahrungen von Rand-gruppen. Oder Teilerfahrungen fiir den einen und die andere. Harte Drinks als Zusatz zu denen, die Flii-gel verleihen und Ecstasy sind heute vielfach Normalprogramm ... es lohnt sich daher, den Generationen-konflikt aufzunehmen.
Die verpbnte „moralische Instanz" wird sonst vielleicht von Jugendsek-ten beziehungsweise -kulten iiber-nommen.
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