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Körens Last

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Durch einen optimistischen Finanzminister und einen glücklichen aus Fernost zurückgekehrten Kanzler: so präsentierte die Regierung den „Koren-Bericht” ols Chance für Österreichs wirtschaftliche Zukunft.

Dieser „Koren-Plan” hat für die Öffentlichkeit den sympathischen Vorteil gegenüber dem sozialistischen Wirtschaftsprogramm, daß die notwendigen Gesetze schon beschlußreif oder unmittelbar in Beratung stehen während Kreiskys ökonomisches Konzept noch den Hürdenlauf marxistischer, dogmatischer und technokratischer Barrieren zu bestehen hat falls es in dieser Form überhaupt von einem SPÖ-Parteitag genehmigt wird.

Aber Prof. Körens zentrale Überlegungen, die Wirtschaft durch erzwungene Konkurrenz und durch gezielte Starthilfe wieder leistungsfähiger zu machen und durch eine Budgetsanierung die Voraussetzungen konjunkturpolitischer Impulse durch den Staat zu ermöglichen, scheitern schon jetzt an der Greißlermentalität seiner Parteifreunde. Der Koren-Plan sieht die Forcierung der Wachstumsindustrien vor, ja ist primär ein Konzept der Industriepolitik: aber man gönnt etwa der verstaatlichten Industrie schon jetzt nicht mehr notwendige Investitionsspritzen.

Und Körens Plan der Wettbewerbsverschärfung im Karteilund Gewerberecht droht an Klein- kariertheit von Handel und Gewerbe zu scheitern.

Mit der Forderung nach einer dringenden Atempause auf dem Lohnsektor ist Koren auf das Glatteis des politischen und Gewerkschaftsprestiges geraten.

Bleibt die Landwirtschaft: Das Einfrieren der Subventionen und der Verweis auf die Selbsthilfe der Landwirtschaft hat zu rapider Verschlechterung der Stimmung innerhalb der Bauernschaft geführt: ein grüne Front richtet sich auf.

So schießen sich zwar noch un- merklich, aber desto gezielter die į Interessenvertreter seiner eigenen jPartei auf den Nationalökonomen in der Himmelpfortgasse ein. Körens einzige Chance: sie wechselweise gegeneinander auszuspielen.

Und die Lehre aus dieser Entwicklung? Die Regierungspartei spürt ächzend die Last hündischer Gliederungen als Organisationsprinzip — und die Last, Abgeordnete in Parlament und Regierung sitzen zu haben, die von diesen Bünden entsandt sind — und sich den Interessengruppen mehr verpflichtet fühlen als dem wortreich zitierten Gemeinwohl.

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