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Voraussichtlich bis Mitte April

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Der Regierung Lehto wurde bei der Bildung allgemein keine lange Lebensdauer zugesagt. Lehto selbst rechnet mit „höchstens hundert Tagen“. In diesen hundert Tagen soll dieses Kabinett Fragen der Lösung nahebringen, an denen der sehr kluge und tüchtige Karjalainen gescheitert ist; es soll den Ausbruch schwerer Lohnkämpfe verhindern, der Staatskasse die notwendigen Mittel sichern, den kleineren bürgerlichen Parteien und auch den Sozialdemokraten den Weg zur Mitverantwortung in der Regierung schmackhaft machen und den beiden sozialdemokratischen Gruppen jene Atempause geben, die sie brauchen, um die verhängnisvolle Spaltung in ihrem Lager zu beseitigen. Diese großzügig berechneten „hundert Tage“ enden etwa Mitte April. Von diesem Zeitpunkt an müssen sich die Parteien auf die kommenden Gemeindewahlen vorbereiten. Die Last der Aufgaben und der Verantwortung, die man auf Lehto und sein Kabinett gelegt hat, ist nicht gering.

Die Einzelheiten des Sanierungsprogramms können hier nicht behandelt werden. Sie verlangen Beschränkungen auf allen Seiten und die endliche Erkenntnis, daß man vom nationalen Produktionsapparat und auch vom Staat nicht mehr verlangen kann, als beide geben können. Wir werden noch zeigen, daß die Voraussetzungen für eine Sanierung des Wirtschaftslebens und eine weitere Standarderhöhung durchaus gegeben sind. Nur muß man vorerst einige Voraussetzungen dazu schaffen.

Im Mittelpunkt des Interesses steht jedoch die Entwicklung im sozialdemokratischen Lager. Die Mehr-beitssozialisten verfügen im Parlament über 38 Mandate, der oppositionelle „Sozialdemokratische Verband“ hat zwei Mandate. Die Agrarier haben 53. die Volksdemokraten (Kommunisten) 47 Mandate. Nach den Juniwahlen 1958 hatten die Sozialdemokraten 48 plus drei Mandate, die Agrarier 48 und die Kommunisten 50 Mandate. Es ist klar erkennbar, daß die langdauernde Zersplitterung der sozialdemokratischen Mehrheitsgruppe am meisten geschadet hat. Dabei erhielten diese beiden Gruppen bei der letzten Parlamentswahl 450.000 und 100.000 Stimmen. Eine geeinte Partei hätte mit Sicherheit über 50 Mandate erhalten, und damit wäre die Bildung jener agrarisch-sozialdemokratischen Regierung möglich gewesen, die über die notwendige Mehrheit und Autorität verfügt hätte. Nach dem Ausscheiden des heftig umstrittenen Parteivorsitzenden Tanner und der Ausbootung des unversöhnlichen Leskinen aus dem Parteivorstand sind diese Hindernisse für eine Wiedervereinigung beseitigt.

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