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Möbel nach Maß

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„Möbel nach Maß“ nennt sich eine Ausstellung im Eitelbergersaal in der Galerie des österreichischen Museums für angewandte Kunst, die Möbel zeigt, die, nach Entwürfen von Josef Frank, Carl Malmsten, Rex Raab und Erik Aasmussen, von Möbelwerkstätten und handwerksmäßig betriebenen Tischlereien in Schweden, der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich angefertigt wurden.

Um es gleich vorwegzunehmen: es ist eine ganz besonders schöne und wichtige Ausstellung, die hier gezeigt wird, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie zu einer Huldigung an einen bedeutenden österreichischen Architekten und. großen Entwerfer gerät: an Josef Frank, der 1885 in Baden bei Wien geboren wurde und 1967 in der schwedischen Emigration starb. Frank hatte schon vor 1934, bevor er nach Schweden ging, für die Stockholmer Möbelfirma „Svenska Tenn AB“ gearbeitet und seine Entwürfe hatten entscheidend jenen Möbelstil beeinflußt, der dann als „swedish modern“ in die ganze Welt ging und vorbildlich wurde. Die Ausstellung zeigt nun, außer einigen schon historischen Stücken aus dem Besitz des Museums, Möbel aus der Produktion von „Svenska Tenn AB“, die seit Jahrzehnten immer wieder in kleinen Serien erzeugt werden und damit ihre zeitlose Gültigkeit erwiesen haben. Gemeinsam ist Franks Möbeln eine wahrhaft bezaubernde Leichtigkeit und Eleganz, eine bestechende Anmut und Klarheit, die in der besten kontinentalen Tradition, aber auch im englischen Möbelstil, seine Wurzeln hat. Zusammen mit den auch von Frank entworfenen Dekorstoffen, mit ihren heiter bewegten Pflanzen- und Fruchtmotiven, strömen sie Noblesse der Gesinnung, Behaglichkeit und menschliche Wärme aus.

Frank an die Seite zu stellen ist der große Carl Malmsten, der aus dem Volkswirtschaftsstudium ausbrach, um Tischler zu werden. Malmsten (1888bisl972), in Stockholm geboren, kam — anders als Frank — aus der Volkstradition, und seine Arbeiten drücken ein tiefes Verhältnis zum Material, zum Holz, aus, das er mit großer Liebe zum oft überrasohend gelösten konstruktiven Detail und Gefühl für plastische Werte bearbeitete, ohne dabei die monumentale Einfachheit und große Linie der Form zu verlieren. Malmstens Möbel wirken abstrakt, so wie seine schönen Dekorstoffe mit ihren einfachen parallelen Bahnen, und sind doch von einer schlichten Wärme erfüllt.

Erik Asmussen, 1913 in Kopenhagen geboren, kommt aus ähnlichen Vorstellungen wie' Malmsten, doch sind seine Möbel von betonter Einfachheit, weniger plastisch (auch im Detail) empfunden und weniger maßvoll, und wirken — auch durch die gelegentliche Einbeziehung der Farbe — zeitlich an den Expressionismus gebunden.

Bei Rex Raab, der 1914 in London geboren wurde, beruht die Möbelgestaltung auf der genauen Beobachtung der menschlichen Bewegung und der täglichen Gewohnheiten, sie versucht sich dem Körper anzupassen und verwendet gleichzeitig eine dynamische Formgebung, die manchmal — wie in der Vitrine — über das Ästhetische hinausgeht und über das Organische das Symbolhafte streift, was vielleicht durch Raabs Arbeiten an Waldorf-Schulen und am Steinerschen „Goetheanum“ erklärbar wird. Ein in Form, Konstruktion und Ausführung genialer und wunderschöner Notenständer schließlich stammt von Klaus Kare-sius und wurde mit Recht mit dem Henry-van-der-Velde-Preis von 1961 ausgezeichnet.

Besonders erstaunlich ist, daß diese zum Teil wundervollen Möbel durchaus erschwinglich sind. So kostet etwa der elegante Schreibtisch von 1940 von Josef Frank zirka S 7600,—, seine herrliche Vitrine zirka S 14.000,—, Malmstens schöner Eßtisch zirka S 9000,— und sein meisterhafter parkettierter Birkenholztisch zirka S 5600,— — Preise, die in Relation zur Schönheit und Ausführung dieser Möbel geradezu billig erscheinen. Diese großartige Ausstellung, die man mit jener über „Japanische traditionelle Handwerkskunst“ vergleichen kann, müßte in Österreich auf Käufer, Produzenten und Entwerfer geschmacksbildend und anregend wirken.

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