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Musik in Japan

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Die österreichische Gesellschaft für Musik hat es sich, in Verfolgung ihrer Ziele, zur Aufgabe gemacht, über die Musikerziehung in Japan und die zeitgenössische japanische Musik zu informieren. Vier Tage lang wurden in Vorträgen, Diskussionen und Konzerten sowie durch eine Ausstellung japanischer Noten und Schallplatten wertvolle Erkenntnisse vermittelt. Wie Professor Hidekazu "Yoshida, Direktor der staatlichen Musikhochschule in Tokio,. betonte, hat sich die Zahl der Musikhochschulen in der Zeit von 1948 bis 1968 von zwei auf 18 erhöht; die Zahl der Musikstudenten stieg im selben Zeitraum von 194 auf 12.392.

Dieser rasche Zuwachs sei, so Pro fessor Yoshida, mit dem wachsendem Interesse für europäische Muik zu erklären, wie sich überhaupt das Musikleben in Japan nach dem zweiten Weltkrieg ausschließlich nach europäischen und amerikanischen Mustern orientiert habe. So wird auch in den Musikhochschulen nur westliche Musik unterrichtet Die alte japanische Musik würde im eigenen Lande nur im engsten Kreise gepflegt.

In der Diskussion, an der sich österreichische und deutsche Experten — Eta Harich-Schneider, Hans Kann, Wolfgang Seifert vom WDR Köln — beteiligten, mußte Professor Yoshida das mangelnde Interesse der japanischen Jugend an der traditionellen Musik des Landes auch in bezug auf die Komposition bestätigen. Erst in jüngster Zeit bemühen sich japanische Komponisten, eine Synthese zwischen japanischer Überlieferung und europäischen Stilrichtungen herzustellen.

ATs Beispiel dafür hörte man in einem Konzert eine Sonate für Violine solo von Mitio Mamiya. Einzelne Elemente japanischer Herkunft mögen auch in die „Aphorismen“ für Strelchtrio, Klavier und Schlagzeug von Maki Ishii eingegangen sein, einem Werk, das an Experimente jüngster Zeit anschließt Im allgemeinen überwogen bei der vorgeführten Musik, entsprechend den Ausführungen von Prof. Yoshida, stilistische Faktoren, wie sie ebenso die Entwicklung der Musik in der Bundesrepublik oder in Frankreich bestimmen. Die japanischen Interpreten, die aufgeboten worden waren, erwiesen sich allesamt als Meister ihrer Instrumente.

Prof. Klaus Pringsheim, Direktor der Musahino Academy*of Music in Tokio, konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf die Musikerziehung, die, ebenfalls nach westlichen Mustern, solides Handwerk zu vermitteln habe; Proben solcher handwerklicher Tüchtigkeit konnte er an Hand von Tonbandbeispielen in reichem Maße zur Kenntnis bringen. Da Musiker und Musikerzieher sich hohen sozialen Ansehens erfreuen, und die Nachfrage nach qualifizierten Künstlern und Lehrern kaum befriedigt werden kann, ist auch für die Zukunft eine günstige Prognose zu stellen. Durch die informative Veranstaltung der Gesellschaft für Musik mögen manche unrichtigen Vorstellungen über Japans Musik korrigiert worden sein.

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