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Neuer „General" soll die OAS in Schwung bringen

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Es ist in den letzten Jahren stül geworden um die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Die seltene Nennung der Organisation, die mit dem Sitz in Washington D.C immerhin ein Forum für 31 amerikanische Staaten ist, kann nicht als Zufall bezeichnet werden — sie hat im Südatlantik-Krieg, in der Schuldendebatte und in der Mittelamerikakrise wenig zu sagen gehabt. Ein neuer Generalsekretär, der Brasilianer Joao demente Soares, ist vielleicht ihre letzte Chance zur dringenden Neuprofilierung.

Lange Zeit hat sich die OAS den Schlendrian leisten können, weil die 1948 in Bogota, Kolumbien, gegründete Organisation das Gespräch zwischen den amerikanischen Staaten im Griff hatte. Lange Zeit gab es auch für den Umgang der lateinamerikanischen Staaten untereinander und den Dialog mit den USA nur dieses Forum.

Doch inzwischen spielen sich alle wesentlichen Initiativen außerhalb der OAS ab: Mittelamerika ist zur Domäne der Contadora-Gruppe geworden, die Schuldendebatte betreiben das lateinamerikanische Wirtschaftssystem Sela und die einzelnen Regierungen, die seit der Cartagena-Tagung Ende Juni dafür ein eigenes Koordinationssekretariat haben.

Ursprünglich war die OAS der politische Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen zwei Dutzend spanisch- und portugiesischsprachiger Staaten unter der Führung der USA. Die historische Bewährung kam in den fünfziger und sechziger Jahren, welche die .Allianz für den Fortschritt" und die Interamerikanische Entwicklungsbank brachte. Sie waren die Grundlage für eine ehrgeizige Modernisierungspolitik.

Allein, während der siebziger Jahre, als die Vereinigten Staaten wenig Zeit für Lateinamerika hatten, ließ die OAS-Dynamik nach. Dies, obwohl zahlenmäßig durch den Beitritt von elf — zumeist englischsprachigen — Karibik-Staaten eine beträchtliche Ausweitung stattfand.

Einen guten Teil der Schuld daran trägt der Argentinier, der als OAS-Generalsekretär von 1975 bis 1984 sein Amt eher als Fest-Diplomatie denn als Arbeits-Diplomatie verstand. Zwar bot Alejandro Orfila Ende 1983 seinen Rücktritt an, brachte es aber noch in den letzten Amtsmonaten fertig, mittels finanzieller Großzügigkeiten und einander überlappender Beratungs-Verträge für einen Skandal zu sorgen. Jetzt läuft gegen Orfila eine OAS-Untersuchung, die ihn möglicherweise seine Pension kosten wird.

Jedenfalls atmete die Organisation auf, als im Vormonat Joao demente Baena Soares, ein bewährter Karrierediplomat — erstmals in der Geschichte der OAS von der Generalversammlung einstimmig gewählt —, die Amtsgeschäfte übernahm.

Auf Soares warten allerdings gewaltige Aufgaben: Der Südatlantik-Krieg des Frühjahrs 1982 hat die schwerfällige Organisation völlig zum Stillstand gebracht; die englischsprachigen OAS-Mit-glieder mißtrauen seit dem Krieg den alteingesessenen Kontinentalstaaten; die Schuldendebatte und die Mittelamerika-Diskussion sind der OAS entglitten; die Grenada-Besetzung vom Oktober 1983 wurde von den USA ohne formale Mitwirkung — oder gar Zustimmung der OAS durchgeführt. Soll die Organisation noch eine Zukunft haben, muß der neue Generalsekretär zunächst einmal die Reformvorschläge des US-Anwaltes Ronald Scheman berücksichtigen. Das Budget muß härter überwacht werden; natürlich muß gespart werden, wobei der Personalstand von 1.600 Funktionären auf 1.000 abgesenkt werden soll; die Verwaltung muß besser funktionieren.

Dazu kommt, daß inhaltlich neue Aufgaben für die Zusammenarbeit gefunden werden müssen und daß ein zweiter Amtssitz in einer lateinamerikanischen Hauptstadt errichtet werden soll.

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