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Ein Sieg von „Jefe“

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Der kubanische Vizepremierminister Carlos Rafael Rodriguez, dessen freundliche Aufnahme in Paris kürzlich beachtliches Interesse in Lateinamerika gefunden hat, erklärte bei seinem Frankreich-Besuch, daß der „Sozialismus in Lateinamerika nicht für heute“ sei. Fidel Castro will denn auch im nächsten Jahr Wahlen abhalten, mit denen sein sozialistisches Regime mit scheinbar demokratischen Methoden institutionalisiert werden soll. Die Epoche der brutalen Unterdrückung zur Erreichung seiner politischen Ziele scheint überwunden zu sein; aber er muß seine revolutionäre Strukturänderung auf das eigene Land beschränken.

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Der kubanische Vizepremierminister Carlos Rafael Rodriguez, dessen freundliche Aufnahme in Paris kürzlich beachtliches Interesse in Lateinamerika gefunden hat, erklärte bei seinem Frankreich-Besuch, daß der „Sozialismus in Lateinamerika nicht für heute“ sei. Fidel Castro will denn auch im nächsten Jahr Wahlen abhalten, mit denen sein sozialistisches Regime mit scheinbar demokratischen Methoden institutionalisiert werden soll. Die Epoche der brutalen Unterdrückung zur Erreichung seiner politischen Ziele scheint überwunden zu sein; aber er muß seine revolutionäre Strukturänderung auf das eigene Land beschränken.

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Einst wollte er mit Hilfe -der Guerillas die klassenkämpferische Revolution auf ganz Lateinamerika ausbreiten und als „Befreier des Kontinents“, als eine Art von modernem Simon Bolivar, in die Geschichte eingahen. Nun ist die Guerilla zu einem chronischen Störungsfaktor auf der ganzen Welt geworden. Die Behauptung ihrer Befürworter, sie sei als Notwehr gegen die institutionalisierte Gewalt der Dikatatoren legal, wird am besten dadurch widerlgt, daß sie in autoritär regierten Staaten wie Brasilien, Chile, Peru oder Uruguay — zumindest scheintot ist, während sie in demokratischen Ländern wie dem heutigen Argentinien oder in Mexiko blüht.

Dagegen ist er als „Jefe“ der nationalen Revolution Sieger geblieben. Es ist bezeichnend, daß innerhalb weiniger Tage die Bundesrepublik und Venezuela Kuba anerkannt haben. Bonn hat damit nur den Widerruf der Hallstein -Doktrin bekräftigt, auf deren Grundlage es die Beziehungen abgebrochen hat, als Kuba Beziehungen zur DDR auf- nahm.

Die Annäherung Venezuelas an Kuba ist um so wichtiger, als Kuba venezolanisches an Stelle des sowjetischen Erdöls erhält.

Die Spezialkommission, die sich mit den Reformen der OAS-Charter beschäftigt, hat — mit Zustimmung des US-State-Departments — die bisher vorgeschriebene Zweidrittelmehrheit durch die einfache ersetzt, so daß — auch bei einem Stimmen- verhältniss, wie es sich in Lima gezeigt harte — die Sanktionen gegen Kuba auf der OAS-Tagung im April in Washington aufgehoben werden dürften. Der OAS-Generalsekretär, Galo Plaza, erklärte kürzlich, daß Kuba nach einer solchen Abstimmung in den Schoß der OAS zurückkehren könne. Es fragt sich freilich, ob es das will. Ein entscheidender Schritt zur Normalisierung ist dagegen, daß Kuba jetzt wieder an den Beratungen des lateinamerikanischen Blocks bei den UN teilnimmt.

Die immer wieder auftauchenden Gerüchte, denenzufolge Kissinger Havanna besuchen will, sind gewiß verfrüht, aber nach der Aufhebung der Sanktionen dürfte sich jene Gruppe im US-Kongreß durchsetzen, die eine Annäherung an Moskau und Peking bei gleichzeitiger Distanzierung von Havanna für widerspruchsvoll hält.

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