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Neue Kissinger-Streiche

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DTe Erklärung Fidel Castros, Kissfnger unter bestimmten' Voraussetzungen treffen zu wollen, und die Reise von Fat Holt, eines führenden Funktionärs des Washingtoner Senatsausschusses für Auswärtiges, nach Kuba werfen die Frage auf, ob sich die außenpolitische Konstellation Kubas in etwa verändert.

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DTe Erklärung Fidel Castros, Kissfnger unter bestimmten' Voraussetzungen treffen zu wollen, und die Reise von Fat Holt, eines führenden Funktionärs des Washingtoner Senatsausschusses für Auswärtiges, nach Kuba werfen die Frage auf, ob sich die außenpolitische Konstellation Kubas in etwa verändert.

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Während mit der Bundesrepublik Kontakte über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen bestehen, ist das Verhältnis der amerikanischen Staaten zu Havanna so uneinheitlich wie kompliziert. Mexico hat sie — entgegen dem Beschluß der „Organisation Amerikanischer Staaten“ (OAS) — niemals abgebrochen. Außer einigen mittelamerikanischen Ländern haben Peru und Argentinien sie normalisiert. Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Panama blasen in das gleiche Horn. Chile, das unter Allende engste Beziehungen zu Castro unterhielt, ist jetzt zum stärksten Gegenspieler geworden; aber auch Brasilien, Uruguay, Paraguay und Bolivien widersetzen sich der — zumindest bedingungslosen — Rückkehr Kubas in die OAS. Doch zeigt sich eine gewisse Milderung der „harten Linie“ darin, daß auf der „3. Seerechts-Konferenz“ (in Caracas — und nur mit Wirkung für sie —) Kuba in den „lateinamerikanischen Block“ aufgenommen wurde.

Jedenfalls verstärkt sich die Annäherung lateinamerikanischer Regime an Kuba. Der mexikanische Präsident Luis Echeverria hat im Vorjahr seine Kinder in den Ferien nach Havanna geschickt, wo sie Castro sehr freundlich aufnahm. Er selbst will in diesem Jahr zu den Feiern des Revolutionstages dorthin fahren.

Perön hatte so freundschaftliche Beziehungen zu Castro, daß dieser bei dessen Ableben Nationaltrauer verfügte und alle „verantwortungsbewußten Argentinier“ aufrief, diese Politik fortzusetzen. Das argentinische Darlehen wurde auf 400 Millionen Dollar erhöht; eine Wallfahrt von Industriellen setzte sich in Bewegung, um an der ersten argentinischen Messe in Havanna teilzunehmen.

Um einem ernstefi Konflikt mit Perön auszuweichen, ermächtigte

Washington die in Argentinien tätigen nordamerikanischen Autogesell-schaften, Kraftwagen im Rahmen des argentfoisch-rkubanischen Handelsvertrages zu exportieren. Während man auch schon in dieser Durchlöcherung der Blockade eine gewisse Entspannung zwischen den USA und Kuba sehen könnte, bleiben doch weiterhin zwei konträre Strömungen zu beobachten.

Auf der einen Seite ließ das State-Department offiziös durchsickern, Kissinger könnte der geplanten Konferenz amerikanischer Außenminister im Februar 1975 in Buenos Aires ostentativ fernbleiben, falls Kuba eingeladen werde; auf der anderen Seite gab es seinen Widerstand gegen die Reise von Pat Holt auf. (Das Ausmaß seiner Mission ist bisher nicht klargestellt.) Daf ihn aber Fidel Castro empfing und fast gleichzeitig erklärte, er werde sich mit Kissinger treffen, wenn die USA die Blockade aufhöben, scheint.sich eine Wendung in der Haltung des kubanischen Diktators abzuzeichnen. Kissinger seinerseits hatte aber im vorigen Jahr auf die Frage, warum er zwar nach Moskau und Peking, aber nicht nach Havanna reise, geantwortet, daß Castro nichts zur Entspannung beitrage. So scheint die Normalisierung der Beziehungen der lateinamerikanischen Regierungen und der USA zu Kuba nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

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