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Castros kontinentale Erfolge und Mißerfolge

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Es gehört zu den vielen Paradoxien der Zeitgeschichte, daß Fidel Castros weltpolitischer Einfluß in demselben Grade zunimmt, in dem er in Lateinamerika abnimmt. Nicht einmal die Guerrilla auf diesem Halbköntinent beruft sich mehr auf ihn. Trotzdem Werden seine Verhandlungen mit den USA, seine spektakuläre Afrikareise und vor allem deren Auswirkungen auf die Sicherheit Südamerikas mit größter Aufmerksamkeit beobachtet.

Carters außenpolitischer Beginn ist —: von Lateinamerika aus gesehen - ein grötesker Fehlschlag. Carter machte die Normalisierung der Beziehungen zu Kuba davon abhängig, daß Castro die Menschenrechte achte, also seine politischen Gefangenen freilasse und die Intervention in Afrika einstelle. Während sieben lateinamerikanische Länder (Argentinien, Brasilien, Chile, Uruguay, Guatemala, Nikaragua und El Salvador) die „Einmischung in ihre internen Angelegenheiten“ mit einem halben Abbruch ihrer Beziehungen zu den USA beantworteten, machte sich Castro darüber lustig, daß gerade Nordamerika nach seinem Vietnamkrieg als Weltgendarm für Menschenrechte auftrete. Castro erklärte dazu ohne alle Scham, er werde seine Truppen so lange in Angola lassen, wie es ihm gefalle und er werde alle „Befreiungsbewegungen“ der Farbigen gegen die Weißen unterstützen. Trotzdem verhandelt Carter weiter mit Kuba, ohne offenbar zu bemerken, eine wie große Herausforderung die Art und Weise darstellt, mit der Fidel auf seine Annäherung reagiert

Ganz abgesehen von der Schwächung ihrer Position, die sich dabei für die anti-castristischen Länder Lateinamerikas ergibt, fragt man sich, wie Castros Afrika-Intervention sich auf die politisch-strategische lateinamerikanische Situation auswirken wird. Castro betont immer wieder, daß Kuba geographisch zu Lateinamerika, nach seiner rassenmäßigen Zusammensetzung aber zu Afrika gehöre, so daß es sich „afro-amerikanisch“ nen nen könne - ein Begriff, der früher nur auf dem Gebiete der Kunst angewandt wurde. Diese Betonung des Neger- tums auf der einen Seite und Castros Führungsrolle in der „Dritten Welt“ auf der anderen erklären den Jubel, mit dem er in Afrika begrüßt wurde.

Auch Präsidenten, die wie Kenneth Kaunda in Sambia als prowestlich gelten, oder die wie Nyerere in Tansania jede Abhängigkeit vom Ostblock ablehnen, haben unterdessen Podgomy um größere Waffenlieferungen für die südafrikanischen Guerillas gebeten. Sie haben damit die USA in eine pein-liehe Lage manövriert Man fragt sich in Washington, ob Fidel Castro als Statthalter Moskaus nun darangehe, ein neo-kolonialistisches Imperium in Afrika zu errichten.

Hierbei werden in erster Linie die Interessen Brasiliens berührt Durch den Übergang Angolas zum Sowjetreich, ist Brasiliens Sicherheit gefährdet und es liegt im Bereich des Möglichen, daß die revolutionäre Hysterie der afrikanischen Neger auf Lateinamerika überspringt.

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