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Zuerst Chaos was dann?

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Scharfe Kritik an Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) hinsichtlich der Auswirkungen ihrer Präsenz in postkommunistischen Ländern, besonders in Rußland, übt Ernst Florian Winter, seinerzeit UNO-Direktor, nun besonders im Aufbau autarker Wirtschaftsstrukturen in der Region um Jekaterinburg (früher: Swerdlowsk) engagiert. „Weltbank und IWF sind der Meinung”, so Winter zur furche, „man müsse erst alles zerstören, bevor man etwas aufbaut. Der Marxismus gilt als die Religion des Chaos, das wird leider von vielen Finanzleuten des Westens in Rußland gefördert, wobei Industrielle und Politiker gar nicht wissen, was sie tun. Der Kommunismus hat Chaos erzeugt, um danach etwas vermeintlich Resseres zu schaffen.”

Rußland brauche heute autarke Strukturen, meint Winter und verweist auf das Reispiel Österreichs nach dem Krieg. Autarkie sei die erste Stufe, man müsse zuerst das eigene Tal, die eigene Stadt aufbauen - und Überschüsse den Nachbarn verkaufen. Das sej das Geheimnis des Wiederaufbaus Europas. Nun lehre man falsche Ideen, Free Trade und totalen Liberalismus

- und glaube, den Kapitalismus mit Computern zähmen zu können.

Rußland brauche die Hilfe von speziell trainierten „UNO-Truppen” für den Wiederaufbau. Das sei ein Programm, das nicht sehr viel koste, damit könne man die brutalen Fehler der Kommunisten vor allem auf wirtschaftlichem und ökologischem Gebiet wiedergutmachen. Doch mit diesen Vorstellungen, die er, Winter, seinerzeit schon US-Präsident George Rush schmackhaft zu machen versucht habe, sei er überall abgeblitzt: „Zyniker haben gesagt, die sollen krepieren, die anderen haben geschwiegen. Der Westen hat keine klare Linie, was in Rußland geschehen soll. Die alte Nomenklatura, hat nur Interesse, ihre Macht dahingehend auszuweiten, daß sie sich persönlich bereichert. Was uns für Rußland fehlt, sind große Ideen und Visionen. Das ist das einzige, was in der Geschichte wirklich gewirkt hat.”

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