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Prügel für Monsignore

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Der Konflikt zwischen lateinamerikanischen Diktaturen und der katholischen Kirche zeigt sich — abgesehen von Brasilien — in Paraguay. Dort hatte der Erzbischof Anibal Mena Pirta vor eineinhalb Jahren den Kirchenbann gegen die Mitglieder der politischen Polizei verhängt, die bei der Auflösung einer Via-Cru- cis-Prozession mit politischem Hintergrund drei Patres, darunter einen Dreiundsiebzigjährigen, geschlagen hatten. Dieselbe Maßnahme betraf auch die Verantwortlichen. Inzwischen haben sich die Beziehungen zwischen Stroessner-Regime und paraguayischem Klerus weiter verschärft. Anfang März traf der uruguayische Priester Uberfil Monzön,

der eine Gruppe der CELAM (des Lateinamerikanischen Bischofsrates) leitet, in der paraguayischen Hauptstadt Asuncion ein. Er hatte die sogenannte „Erklärung von Medellin“ mitunterzeichnet, war aber sonst politisch so wenig aktiv gewesen, daß er trotz der Spannungen zwischen Kirche und Regierung in Uruguay von der Polizei niemals vernommen noch an Auslandsreisen gehindert wurde.

Die paraguayische politische Polizei verhaftete nun Monzön und ließ nicht nur keinen Verteidiger zu ihm, sondern duldete auch nicht, daß die paraguayischen Geistlichen ihm Kleidungsstücke oder Nahrungsmittel zukommen ließen. Nach einigen

Tagen spielte sie den Journalisten ein Band vor, in dem sich Pater Monzön als „aktiver Tupamaro“ bekannte und hinzufügte, daß Präsident Stroessner im Gegensatz zu den uruguayischen und brasilianischen Präsidenten von seinem Volke unterstützt werde. Die paraguayischen Geistlichen erklärten, daß Monzön gefoltert und gedopt worden sei.

Die uruguayischen Kirchenbehörden entsandten nunmehr den Weihbischof von Montevideo, Monsignore Andrės Rubio, nach Asuncion, um die Freilassung Monzöns zu erreichen. Die Vertreter der paraguayischen Kirche, die ihn am Flughafen erwarteten, wurden nicht zu ihm gelassen. Dagegen war eine Gruppe von 25 Frauen auf dem Rollfeld, die Monsignore Rubio mit faulen Eiern und Tomaten bewarfen, seine Kleidung beschädigten, ihm seine Brille und sein Kreuz abrissen und ihn so schlugen, daß er blutend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Dabei riefen sie: „Wir wollen keine Tupamaros!“ und „Hoch Stroessner!“. Die paraguayischen Priester erklärten, daß die Frauen der weiblichen Polizei angehören.

Monsignore Rubio konnte den paraguayischen Innenminister aufsuchen, der ihm eine gefälschte Formulierung der Medellin-Erklärung vorlegte und erneut behauptete, daß es sich bei Monzön um einen „Tupamaro“ handle.

In allen Kirchen Uruguays wurde am folgenden Sonntag ein Hirtenbrief des Erzbischofs Parteli verlesen. In Asuncion wurde befürchtet, daß Monzön „deportiert“ wird. Während man, in Montevideo auf seine Freilassung wartete, hat der jetzige Erzbischof von Asunciön, Monsignore Ismael Rolön, den Innenminister Sabino Montanaro und den Polizeichef der Hauptstadt, General Francisco A. Britez, exkommuniziert.

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