Der von Michael Fitzgerald, Adel Th. Khoury und Werner Wancura herausgegebene Band 4 der Reihe „Islam und westliche Welt“, der sich eingehend mit der islamischen Renaissance beschäftigt, enthält sechs fundierte Essays.
In drei Beiträgen werden ausgesuchte Fälle untersucht: die moslemische Minderheit in Jugoslawien, das Beispiel der syrisch-christlichen Gemeinschaft in der Südosttürkei, die unter dem Druck der islamischen Umwelt zusehends zusammenschrumpft, schließlich die Situation der christlichen Minderheit in Algerien.
Drei weitere Beiträge befassen sich mit der islamischen Renaissance im allgemeinen, der religiösen Toleranz in Christentum und Islam und dem christlich-islamischen Dialog - falls es so etwas überhaupt gibt.
Autor Werner Wancura meint jedenfalls, daß „das eigentliche theologische Gespräch kaum oder überhaupt noch nicht begonnen hat.“
Das Buch ist ein wertvoller Beitrag zum Verständnis des Islam. Aber bezeichnenderweise ist der einzige zu diesem Band beitragende Moslem, Smail Balic, aus Bosnien,
wo die islamische Gemeinschaft eine gewisse Offenheit entwickelt hat, was vor allem auf ihren Min- derheiten-Status und den Druck durch den staatlich propagierten Atheismus zurückzuführen ist.
Im Moment schaut die Prognose für den zukünftigen christlich-islamischen Dialog eher düster aus. Es ist möglich, daß wir in den achtziger Jahren eine christliche Gegenbewegung auf den militanten Islam erleben werden.
Festgehalten zwischen der schwachen Aussicht auf einen echten Dialog und einen potentiellen sechsten Kreuzzug, empfiehlt es aber jedenfalls die Vernunft, daß die christliche Welt - und zwar möglichst bald - eine sachlichere und realistischere Haltung gegenüber dem Islam einnimmt.
RENAISSANCE DES ISLAM. Weg zur Begegnung oder zur Konfrontation? Styria Verlag, Graz 1980. 189 Seiten, öS 180,-