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Teilung des Sudan?

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Obwohl die Regierung in Khartum erst kürzlich, in letzter Minute, einen bewaffneten Aufstand im Südsudan niedergeschlagen, und die Rädelsführer verhaftet haben will, hält die Unruhe in den südsudanesischen Negerprovinzen nach Meldungen, die jetzt nach Kairo drangen, weiterhin an. Diesen Berichten zufolge setzten sich in den letzten Wochen wieder mindestens 45.000 ehemalige Negerkämpfer der „Anya-Nya“-Rebellen in die südlich gelegenen schwarzafrikanischen Nachbarländer, vor allem nach Äthiopien, ab.

Aus den südsudanesischen Negerprovinzen nach Kairo gelangte Reisende berichteten soeben, daß in diesen Provinzen seit Wochen wieder ein, allerdings nicht erklärter, Ausnahmezustand herrsche. Während sich führende politische und militärische Persönlichkeiten der Neger in das benachbarte südliche schwarzafrikanische Ausland abgesetzt hätten, laufe gegen die übriggebliebenen eine Verhaftungswelle. Diese habe aber die Wut der Bevölkerung nur noch mehr gesteigert. Diese fühle sich jetzt nicht nur von General en-Numeiri, sondern auch von dem früheren „Anya-Nya“-Chef General Lago verraten, der gemeinsame Sache mit dem korrupten Regime in Karthum mache.

Der Korruptionsvorwurf hat berechtigte Ursachen. In Khartum ist es ein offenes Geheimnis, daß ein Großteil der Auslandshilfe nie in die Negerhauptstadt Juba gelangt, sondern auf den staatlich geduldeten Schwarzmärkten von Omdurman verschwindet. Die dort öffentlich zu horrenden Preisen angebotenen ausländischen Hilfsgüter können nur von den für sie und ihre Verteilung zuständigen (arabischen) Regierungsbeamten in Khartum auf den Markt gebracht worden sein. Schon die bloße Existenz solcher Schwarzmärkte läßt auf wachsende Schwächeerscheinungen des Regimes en-Numeiri schließen. Dem als Alkoholiker bekannten Staatschef ist es anscheinend keineswegs gelungen, das Vertrauen auch nur der arabischen Bevölkerung seines Landes zu gewinnen. Sein Sturz würde jedoch erneut die Gefahr einer kommunistisehen Machtergreifung am Oberen Nil mit sich bringen. Das wünschen weder die dortigen Araber, noch die Regierung in Kairo. Bleibt en-Numeiri jedoch an der Macht, so ist nach Ansicht westlicher Beobachter in Khartum mit einem Wiederaufbrechen des südsudanesischen Krisenherdes zu rechnen. Schon jetzt verlangen nach Äthiopien geflüchtete führende südsudanesische Politiker bereits gebieterisch nach der einzigen verbleibenden Lösung: Der Teilung des Sudan in ein arabisches und ein afrikanisches Land.

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