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Manchmal ist's notwendig, vom eigenen Nabel aufzublicken und hinauszuschauen in die weite Welt. Zum Beispiel zu unseren deutschen Nachbarn. Dort entsteht derzeit eine Art Uber-Konzern: Die Daimler-Benz AG, der größte deutsche Konzern, will sich nun auch den Rüstungskonzern MBB einverleiben.

Der „Spiegel“ nimmt sich in seiner letzten Nummer dieses Themas an und veröffentlicht auch die bisherigen vier „Spiegel“-Titel, die eine bestimmte Entwicklung signalisieren: 1961 hieß es: Mercedes — vornehm in die breite Masse“. Dann folgte 1975 der Titel „Das Große Geld kapituliert“. Damals verkaufte der deutsche Industrielle Flick seine Daimler-A ktien an die Deutsche Bank. Zehn Jahre später wurde auf dem Cover der .Mythos-Mercedes“ gepriesen.

Aber im September des , Jahres 1985 analysierte man bereits „Das große Fressen“: Inzwischen hatte Daimler-Benz nämlich AEG, die Münchner Motoren- und Turbinen-Union (mtu) und die Flugzeugfirma Dornier erworben. Sollte jetzt die Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH dazukommen, wäre das eine der größten Unternehmensverschie bun-gen in der deutschen Industriegeschichte.

Da ist das deutsche Kartellamt natürlich besorgt, und der Vorsitzende der Monopolkommission äußert sich kritisch. Die Bundesregierung in Bonn aber ist dafür. Es geht, wie immer, um Arbeitsplätze. Nur die allzeit wachsamen Engländer entdeckten per ,financial Times“ bereits „Westdeutschlands neuen Militärgiganten“.

Dem „Spiegel“ stellte sich zu einem Gespräch übrigens nicht der Vorstandsvorsitzende von Daimler-Benz, Edzard Reuter, sondern der Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Herrhausen. Er ist Sprecher der Deutschen Bank, der 28J Prozent der Anteile von Daimler-Benz gehören. Und Herrhausen erklärte auch, warum diese Konzentrationen notwendig seien: „Wir wachsen immer mehr in das Ausland hinein, ob sie die europäische Entwicklung nehmen oder ob sie die Entwicklung zu einer trilatera-len Welt - USA, Japan, Europa — nehmen.“

In Japan ist wahnsinnig viel los, in Amerika tut sich auch einiges, und in Europa gibt's die trotz aller Bürokratie recht dynamische EG.

Somit könnten wir uns wieder der Betrachtung des eigenen Nabels zuwenden.

Wenn da nicht die beunruhigende Frage wäre, was geschieht, wenn wir außerhalb der EG bleiben. Nicht weniger beunruhigend aber ist, was mit uns eigentlich passiert, wenn wir endlich drin sind.

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