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Umweltschutz — aber wie?

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Zwischen den Themen Umweltschutz und Wachstumssorgen in den Industrie- und Entwicklungsländern pendelt eine zunehmende Sachbuch- Sparte. Seit Dennis Meadows seinen Bestseller über „Die Grenzen des Wachstums” veröffentlichte, ist eine weltweite Diskussion losgebrochen, die überdies noch durch die Energie- Problematik angereichert wurde.

Nunmehr präsentiert die Deutsche Verlagsanstalt in einem Sammelband Beiträge von Kritikern Meadows und neuerliche Stellungnahmen des Autors selbst.

Manches nimmt Meadows mittlerweile (zwischen den Zeilen) zurück. Manches an der Voraussage des MIT- Teams hat sich nicht nur als richtig herausgestellt, sondern ist von der Realität weit in den Schatten gestellt worden. Deshalb kann der an der Zeitfrage Nummer 1 interessierte Leser an dem neuen Meadows nicht Vorbeigehen: er ist sozusagen Pflichtlektüre für jeden Intellektuellen.

Als Fachlektüre empfiehlt sich hingegen ein Taschenbuch des Luchter- hand-Verlags dreier jüngerer Wissenschaftler aus Politik-Rechtswissenschaft und Soziologie über „Umweltschutz-Politik des peripheren Eingriffs”. Zweifellos handelt es sich um Spezialliteratur für Leser, die sich bereits mit den Grundproblemen der Ökologie vertraut gemacht haben. Daß hier auch Meinung geschrieben wird — und zwar handfeste gesellschaftsändernde — liegt auf der Hand. Die Eigentumsverhältnisse können zwar bei Behandlung der Ökologie nicht außer Acht gelassen werden: aber der Sozialismus ist bis jetzt noch den Beweis schuldig geblieben, daß er ein höheres „moralisches Kalkül” besitzt als die am Profit interessierte kapitalistische Gesellschaft. In der Sowjetunion und China rauchen die Schlote wie im Westen.

Der österreichische Publizist Walter Weiß ist so etwas wie ein (gibt es das wirklich noch?) Weltreisender, der bisher in mehreren Büchern und Sendungen Teile dieser Welt beschrieben hat, wie er sie sah. Nun schürft er tiefer und beschreibt die Autonomie zwischen reichen Industrie- und armen Entwicklungsländern. Er versteht sein Buch als Ideologie gegen den Kapitalismus” — wobei er, nicht nur die westliche Welt, sondern auch die Potentatenregime der Dritten Welt anprangert. Seine Auffassungen schließen sich an das an, was auch Meadows und Genossen fordern: weniger Wachstum bei stärkerer Umverteilung. Eine These, die in der Theorie viel für sich hat, die Realitäten aber nicht sonderlich beachtlich findet. So ist die Entwicklung über die Forderung von Weiß ‘ nach „gerechten Preisen für Rohstoffe” (Seite 112 ff) bereits hinweggegangen. Wer von Rohstoffpreiserhöhungen am meisten betroffen wird, ist nicht der entwickelte Westen — es sind die anderen, nicht-rohstoffbesitzenden Entwicklungsländer. So ist es nicht utopisch, gerade dieses Hilfsmittel als Stran.

gulierschnur zu bezeichnen, die gerade die Ärmsten noch ärmer macht.

WACHSTUM BIS ZUR KATASTROPHE. Von Dennis L. Meadows, mit Beiträgen von H. v. Nußbaum, K. Rihaczek, D. Senghaas u. a., DVA-Stuttgart, 132 Seiten, 16,80 DM.

UMWELTSCHUTZ, POLITIK DES PERIPHEREN EINGRIFFS. Von Ch. F. Doran, M. Hinz, P. C. Mayer- Tasch, Sammlung Luchterhand, 248 Seiten, 10,80 DM.

DIE ERSTE UND DIE DRITTE WELT. Von Walter Weiß, Verlag Jugend und Volk, Wien, 150 Seiten.

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