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UN-Beschluß: Israel enttäuscht

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Jerusalems Bürgermeister, der 80jährige Teddy Kollek, hat die jü- dische Siedlungspolitik in Jerusa- lem verurteilt. Er hat Regierungs- chef Jizchak Schamir vorgeworfen, damit Unruhen unter der arabi- schen Bevölkerung der seit 1967 vereinten Stadt provoziert zu ha- ben. In einem Pressegespräch am Montagabend dieser Woche kriti- sierte Kollek den Plan Schamirs, zwischen dem Augusta Victoria Spital und dem Ölberg eine jüdi- sche Wohnsiedlung errichten zu wollen.

Kollek, der sich seit Jahrzehnten für eine jüdisch-arabische Ver- ständigung einsetzt, zeigte sich von den jüngsten Rückschlägen enorm enttäuscht, machte gleichzeitig aber darauf aufmerksam, daß das Zu- sammenleben von Völkern in ei- nem Staat überall eine Aufgabe für mehrere Generationen sei.

Enttäuscht ist momentan auch ganz Israel von den USA, von de- nen es sich verraten fühlt. Der Beschluß des UNO-Sicherheitsrates vom vergangenen Freitag, mit dem Israel wegen der blutigen Vorfälle am Jerusalemer Tempelberg vom 8. Oktober verurteilt wurde (siehe Seite 4) hat nur Kopfschütteln ausgelöst. Israels größte Tageszei- tung „Jedioth Acharonoth" dia- gnostiziert eine unvermeidliche Konfrontation mit den USA und sieht Israel zu einem „Kebsweib" degradiert, nachdem Präsident George Bush alles auf die Anti- Saddam-Hussein-Koalition gesetzt habe, in der Syrien und Ägypten Hauptrollen spielten.

Angst signalisieren die Tages- zeitungen in Israel vor einer mögli- chen Isolation des Landes. Die Ta- geszeitung „Hadaschot" meint, daß es Israel - parallel zur Annäherung der USA an die arabischen Staaten - immer mehr gelinge, „sich in die Ecke der verdammten Staaten zu stellen - und die Gesellschaft dort ist alles andere als gut".

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