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Wenn der Günther mit dem Poldi...

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Günther Nenning hat, was er immer wieder braucht: Eiti neues Spielzeug. Kürzlich hat sich mit der ersten und konstituierenden Generalversammlung der „Gewerkschaftsgruppe Schülerzeitungsredakteure“ (GGS) in den Räumen der Gewerkschaft Kunst, Medien und freie Berufe - Sektion Journalisten ein linkes Pflänzchen etabliert, das vorerst der Erbauung von Kreiskys Liebkind Nenning dient, sich aber in weiterer Folge durchaus zu einer rosaroten Vorfeldorganisation der Gewerkschaft auswachsen könnte.

Besonders merkwürdig an der neuen Gewerkschaftsgruppe ist, daß die Schülerzeitungsredakteure klarerweise nicht einmal die Minimalvoraussetzungen für die Erlangung des gewerkschaftlichen Status mitbringen: Gewerkschaftsmitgliedern war es bisher eigentümlich, daß sie in einem lohn- oder gehaltsabhängigen Arbeitnehmerverhältnis beschäftigt waren, was auf Schüler ja nicht zutrifft.

Als Österreichs Autoren vor einigen Jahren versuchten, einen gewerkschaftlichen Sonderstatus zuerkannt zu. gekommen, legte sich ÖGB-Chef Anton Benya quer: Die Autoren seien freiberuflich tätig und brächten daher die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft zur Gewerkschaft nicht mit, hieß es damals. Heute aber interessiert sich der ÖGB sehr wohl für Schülerzeitung sredakteure und übrigens auch für Publizistikstudenten, die er unter seine Fittiche nimmt.

Zweierlei Maß auf Grund der nüchternen Erkenntnis, daß bei Schülern und Studenten mehr zu holen ist als bei den Autoren?

Für diese Annahme spricht, daß der Gewerkschaftsgruppe Schülerzeitung sredakteure auch geschulte Links-Funktionäre (etwa Paul Vec- sei vom Rennbahn-Express, der seit einigen Jahren der Schulbank entwachsen ist) angehören, daß des Präsidenten Sprqßling, Leopold Nenning, unter Papas Anleitung kräftig mitmischt und daß die größte Schülergruppierung Österreichs, die Union Höherer Schüler (UHS), nur auf Umwegen vom Werden des neuesten ÖGB-Anhängsels in Kenntnis gesetzt wurde. UHS- Obmann Othmar Karas: „Wir sind zur Generalversammlung der Schülerzeitung sredakteure nicht einmal eingeladen worden.“

Vorläufig haben die Schülerzeitungsredakteure innerhalb der Gewerkschaft keine Formalrechte: Die Jungredakteyre gehören mitgliedsmäßig zur Jugendabteilung des ÖGB, sie zahlen einen monatlichen Beitrag von fünf Schilling und können von Fall zu Fall Vertreter in die Vorstandssitzungen der Sektion Journalisten entsenden, wo sie Sitz, aber keine Stimme haben.

Unzweifelhaft werden aber die Schülerredakteure, die die Verankerung der Presse- und Meinungsfreiheit im Schulunterrichtsgesetz sowie die uneingeschränkte Anwendung des Pressegesetzes auf ihre Druckwerke verlangen, in der Joumalistensektion des ÖGB atmosphärisch zum Linkstrend beitragen.

Streng genommen befinden sich die Schülerzeitungsredakteure im außergewerkschaftlichen Bereich. Die Statuten geben keine Rechtfertigung für ihre Aufnahme. Ursprünglich gab es auch in sozialistischen Kreisen hinhaltenden Widerstand gegen Nennings neues Spielzeug. Mittlerweile haben die Genossen vielleicht begriffen: Ein Nenning weiß, womit er spielt - erst recht, iVenn’s der eigene Sohn ist.

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