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Wissendes Geflüster
Die Mayröcker: Sie ist vielleicht die letzte Poetin, die letzte Dichterin. Sie kann Worte und Sätze leben und atmen. In jedem Gedanken, in jeder Zeile schwingt Sinnlichkeit mit, ein Moment von Körperlichkeit. Da wird Sprache zu Gestalt
„Heiligenanstalt“ heißt ihr neues Buch: Eine Sammlung von Briefen und fingierten Gesprächen mit Musikern. Mit Schumann, mit Chopin, mit Schubert und mit Brahms. Vertraute Gespräche wie die einer verlassenen Geliebten, die vieles kennt, die wehmütig weiß, wovon sie spricht.
Die Mayröcker hat die Biographien und Daten „ihrer“ Musiker genau studiert - und hat sie dann vergessen. Denn die Fakten zählen nicht. Nur die Gedanken, die Gefühle, die Musik, die in Sprache verwandelt wird.
Was an Friederike Mayröcker so fasziniert, sind ihre Wortschöpfungen, ihre „Wortfindungen“. Sie verbindet Begriffe, die voneinander so unendlich fern sind, die nichts miteinander zu tun haben und eröffnet damit ganz neue Sichten, ganz neue Erlebnisse. Man hört die Mayröcker flüstern hinter dem Rücken von Chopin, man hört sie sprechen, man hört sie leben. Und glaubt, alles sei wahr und wirklich.
HEILIGENANSTALT. Von Friederike Mayröcker, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1978, öS 120,-.
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