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Zettelverteiler

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Ha! Der politische Katholizis-mus erhebt wieder sein Haupt! Ein Pater hat selbst Werbemate-rial hergestellt und es vor Kirchen verteilt, um die Glaubigen am 6. Mai zur „richtigen“ Entscheidung zu veranlassen! (Und trotzdem hat die OVP die Schlacht verlo-ren.)

Wer spricht denn von der OVP? Wenn Bruno Kreisky wohlgefdllig jenes Werbematerial, dasein Pater verteilt hat, in seinen Wahlremi-niszenzen in der „Arbeiterzei-tung“ vom 15. Mai erwahnt, dann diirfte der Pater wohl fiir die SPO Reklame gemacht haben.

Dieses „politische Volksaufge-bot“ kam dem grofien Meister also sehr zustatten (ob der Pater dabei unmittelbar zum Erfolg der SPO beigetragen hat, bleibe dahinge-stellt).

Was aber ware wohl gewesen, wenn ein anderer Pater oder iiberhaupt irgendein Geistlicher auch nur aufgerufen hatte, christliche Kandidaten zu wahlen oder bei der Wahlentscheidung zu iiber-legen, wer fiir und wer gegen den Schutz des ungeborenen Lebens votiert habe?

Dann ware wohl die Empbrung iiber dieses Wiederaufflammen des politischen Katholizismus -pfui! -, iiber die Reaktion der Dunkelmanner groji gewesen.

Wenn zwei das gleiche tun, ist es nicht das gleiche? Die Kirche hat mit gutem Grund ihre Amtstrager aus der Parteipolitik herausgezo-gen. Dabei sollte es wohl auch wei-terhin bleiben.

Fiir die Parteien und ihre Spre-cher aber sollte recht sein, was fiir die Konkurrenz billig ist. Entwe-der Zettelverteilenfur niemanden - oder fiir alle. Auch fiir jene, die nicht zu Bruno Kreiskys „Volks-aufgebot“ gehdren. Aber dem hat ja die Kirche selbst einen Riegel vorgeschoben.

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