7009312-1988_01_13.jpg
Digital In Arbeit

Private Denkmalschutzer

Werbung
Werbung
Werbung

FURCHE: Vor kurzem wurde in Wien unter dem Ehrenvorsitz von Altbundespr&sident Rudolf Kirchschl & ger und mit Botschaf-ter Wolfgang Schallenberg als Pr&sidenten die „Osterreichische Gesellschaft der Denkmalfreun-de“ gegriindet. Erwarten Sie sich davon eine Belebung der „Jenk-malszene“ ?

GEORG KODOLITSCH: Ich konnte mir durchaus eine positive Entwicklung hin zur geistigen und finanziellen Offnung priva-ter Geldgeber vorstellen, der Staat kann die erheblichen Auf-wendungen fiir die Erhaltung un-seres Kulturgutes nur mehr in be-grenztem MaBe tragen.

FURCHE:Das Ziel dieses neuen Vereins i$t die Erforschung und Erhaltung des 6sterreichischen Kulturdenkmalbestandes; es soil unter anderem durch Mitglieds-beitrdge erreicht werden, man denkt etwa an S 365,—/Jahr.

KODOLITSCH: Ja, einen Schilling pro Tag. Dieser Betrag ist nicht zu hoch gegriffen, man konnte damit moglichst viele Menschen ansprechen.

FURCHE :In der Schweiz gibt es schon seit Jahren einen „Verein der Kunstfreunde“ , der sich er-folgreich, weil unter anderem von knapp 40.000 Mitgliedern unter-stiitzt, der Erforschung und Erhaltung des Kulturerbes widmen kann.

KODOLITSCH: Das ware wohl eine sehr optimistische Rech-nung. Aber Mhnliche unterstiit-zende Institutionen existieren beispielsweise in der BRD oder in GroBbritannien schon ISngere Zeit. Wichtig ist die Bereitschaft dafiir.

FURCHE:Es war auch die Rede von der steuerlichen Absetzbar-

keit solcher Spenden, die ja fUr die Museen und die Universitdten schon existiert.

KODOLITSCH: Diese Moglich-keit, auch Aufwendungen fiir Denkmalpflege durch Private vorzusehen, sehe ich als morali-sche Schuld an. Die Kirche hat fiir Renovierungen beispielsweise bisher mehr an Mehrwertsteuer an den Staat abgefiihrt, als sie Subventionen von ihm bekam. Den Forderungen des Waldbesit-zerverbandes nach ahnlichen Subventionen fiir Schlosserreno-vierungen kam man nach. In Ju-goslawien sind Aufwendungen fiir Denkmalpflege steuerlich ab-setzbar, auBerdem fallt die Mehrwertsteuer weg, wenn bestimmte Materialien verwendet werden. In den Oststaaten herrscht auch in der Denkmalpflege eine einheitli-che Vorgangsweise, die zu durchaus brauchbaren Resultaten fuhrt.

FURCHE: Der Anreiz der steuerlichen Absetzbarkeit kSnnte das M&zenatentum im Bereich der Wirtschaft und Industrie neu beleben.

KODOLITSCH: Beispielsweise hat kiirzlich die Industriellenver-einigung die Glasfenster der Kirche von Judenburg gesponsert, es gibt schon kleine Lichtblicke, aber generell gibt es in der Steier-mark keine privaten Spender.

FURCHE: Sie sehen also in ab-sehbarer Zeit keinen Boom fiir Denkmalschutz-Aufwendungen ?

KODOLITSCH: In der Steier-mark sicher nicht. Die Lage von Graz und auch die administrative Abwicklung wirken sich nicht ge-rade beschleunigend aus. Sollte das Gegenteil eintreten, konnte die ungebremste Arbeitskraft freiwiUiger Heifer eher von Scha-den als von Nutzen sein. Die Er-

fahrung zeigt, daB durch Un-kenntnis beispielsweise Fresken unwiederbringlich verschwunden sind.

FURCHE: Werden im Bauge-werbe eigentlich noch bewufit alte Handwerkstechniken fiir solche Restaurierungen gepflegt?

KODOLITSCH: Neben den Fortbildungskursen in der nie-derosterreichischen Kartause Mauerbach bietet auch das Wifi Steiermark in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt zwei- bis dreiwochige Kurse fiir Handwer-ker an. Wie wichtig das BewuBt-sein der Baufirmen ist, zeigen Bildstocke oder Marterln, die nach „gelungener Revitalisie-rung“ ohne Beiziehung des Denk-i malamtes eher Traf os ahneln und deren Ausschmiickung auf Nim-merwiedersehen verschwand, da heimische KiinstlergroBen sich ihrer annahmen.

FURCHE: Abschliejiend noch eine Frage zum Stellenwert von Denkmalpflege im allgemeinen Bewufitsein. Gibt es in dieser Hin-sicht Initiativen?

KODOLITSCH: Denkmalpflege gibt es in der Steiermark im Studienf ach Kunstgeschichte und bei der Architektenausbildung im Bereich der Baudenkmalpflege und Stadteplanung. Ich konnte mir vorstellen, daB Denkmal-schutz und Denkmalpflege in den Schulen ab dem 10. Lebensjahr vermittelt werden konnte. In der DDR- beispielsweise gibt's gut funktionierende Arbeitsgemein-schaften und Jugendgruppen, die sich auch mit der Denkmalpflege in sehr erfolgreicher Weise aus-einandersetzen.

Mit dem Landeskonservator fiir die Steiermark, Hofrat Dr. Georg Kodolitsch, sprach Viktor Bucher.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung