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Zweierlei Auwald ?

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Gespräch mit Hansjörg Tengg, Vorstandsmitglied der Donaukraftwerke AG (DOKW), über Hainburg, die möglichen Ersatzprojekte und das geplante Kraftwerk im Raum Wien.

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Gespräch mit Hansjörg Tengg, Vorstandsmitglied der Donaukraftwerke AG (DOKW), über Hainburg, die möglichen Ersatzprojekte und das geplante Kraftwerk im Raum Wien.

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FURCHE: Die DOKW wurden beauftragt, als Ersatz für Hainburg die Doppelvariante Wolfsthal und Wildungsmauer (siehe Graphik) zu projektieren. Wie weit sind Sie damit?

HANS JORG TENGG: Wir sind noch dabei, das neue Modell zu bauen, das im Frühjahr fertig sein wird. Ab diesem Zeitpunkt können wir die entsprechenden Versuche, beispielsweise mit Strömungsgeschwindigkeiten oder Überschwemmungen, durchführen und auswerten. Weiters sind wir dabei, die Landschaft rund um die Doppelvariante zu karto-graphieren.

FURCHE: Auch bei den Ersatzkraftwerken wird die Natur ziemlich in den Vordergrund gespielt. Sind Wolfsthal und Wildungsmauer weniger problematisch, als es Hainburg war?

TENGG: Beides sind ähnliche Projekte. Man kann nicht sagen, Hainburg war in bezug auf die Natur problematischer. Leider reduziert sich der Vergleich immer auf Flächenbüanzen betroffener Aulandschaft. Die ist bei beiden -Hainburg und den Ersatzkraftwerken - ungefähr gleich, ebenso die Leistung. Die erzeugten Mengen liegen bei je rund 2.000 Giga-wattstunden. Die Aulandschaft zum Beispiel bei Wildungsmauer wird aber vom Regierungsbeauftragten Jörn Kaniak als nicht so wertvoll eingestuft wie die in der Stopfenreuther Au.

FURCHE: Wie tot ist Hainburg wirklich?

TENGG: Hainburg ist nur auf Eis gelegt, aber keineswegs für tot erklärt worden. Wir wurden beauftragt, das Kraftwerk in der gegenwärtigen Situation zu belassen. Hainburg soll, bestens ausjudiziert, auf Abruf bereit stehen, falls sich bei den Ersatzprojekten unüberwindbare Schwierigkeiten ergeben.

FURCHE: Unter den gegebenen psychologisch-politischen Umweltbedingungen ist die Errichtung eines Kraftwerkes im Raum

Wien auch eine sensible Sache. Bleibt es beim angekündigten Kraftwerk zwischen Freudenau und dem Tanklager Lobau?

TENGG: In der letzten Jännerwoche 1988 wird in der zweiten Phase des Wettbewerbs die Entscheidung fallen, für welche Art Kraftwerk und für welche Gestaltungsvariante sich die 32köpfige Jury entscheidet.

FURCHE: Ist eine so lange Entscheidungsprozedur für die DOKW eine Chance, oder bringt das nur Probleme?

TENGG: Für uns eröffnen sich dadurch eher Chancen. Seit vielen Jahren bestehen Fachkontakte mit der Gemeinde Wien. Die dortige Wasserschutzabteüung weiß, daß im Raum Wien die Eintie-f ungstendenzen der Donau immer mehr ein Problem werden. Es wird immer schwieriger, ohne Aufstau die Entlastungsgerinne entsprechend mit Wasser zu dotieren. Trotzdem bleibt der Bau auch eines Wiener Kraftwerkes eine politische Entscheidung. Was uns bleibt, ist, kooperativ mitzuarbeiten. Das heißt, nicht auf Varianten zu beharren, die zwar vom technisch-ökonomischen Standpunkt optimal sind, aber nicht mit den gewünschten städtebaulichen Aspekten übereinstimmen.

Es kann ein Stauraum von rund 30 Kilometern auf beiden Seiten gestaltet werden. Nur rund 600 Meter — so breit ist das Kraftwerk — werden mit Beton verbaut. Wie das gemacht wird, das kommt auf die rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten an. Es wird aber in Wien kein Damm wegen dieses Kraftwerkes gebaut, denn der Stauraum liegt innerhalb der Grenzen des ohnehin notwendigen Hochwasserschutzes. Daher kann auch kein Kraftwerksdamm brechen, wie oft suggeriert wird, und ganz Wien überschwemmen.

Dai Gespräch führte Elfi Thiemer.

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