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Was blieb von Hainburg?

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Zehn Jahre nach den dramatischen Auseinandersetzungen um den Bau des Hainburger Donaukraftwerks sind die meisten aufgeworfenen Sachprobleme nach wie vor ungelöst.

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Zehn Jahre nach den dramatischen Auseinandersetzungen um den Bau des Hainburger Donaukraftwerks sind die meisten aufgeworfenen Sachprobleme nach wie vor ungelöst.

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Zehn Jahre sind seit der Auseinandersetzung um das geplante Kraftwerk Hainburg vergangen. Es ging damals nicht nur um die Erhaltung einer in Europa einmaligen Aulandschaft. Zur Diskussion stand ebenfalls die Qualität unserer Demokratie, die Qualität der Politik und ihrer Akteure und die Qualität der Wissenschaftler in ihrer politischen Beratungsfunktion sowie das Problem der Nichtkompromißfähigkeit bei Fragen, die existentielle Grundlagen menschlichen Lebens betreffen, wie Wasser und Wald. Natürlich ging es auch um die grundsätzliche Frage nach einem neuen Lebensstil, die mit der Problemstellung gekoppelt ist: Wieviel Energie brauchen wir? Nach zehnjähriger „Nachdenkphase“ stellt sich die Situation folgendermaßen dar:

■ Ein Nationalpark Donauauen wird seit Jahren geplant. Immer neue Studien werden beaufragt. Politische Entscheidungen gibt es noch immer keine.

■ Es gibt keine politische Zusicherung einer freifließenden Donau zwischen Wien und Wolfsthal. Ob in diesem Nationalpark noch ein Kraftwerk errichtet werden wird, ist immer noch nicht entschieden.

■ Ende dieses Jahres sind umfangreiche Schlägerungen im Herzen der Au geplant. Die Österreichischen Bundesforste haben den Auftrag, das Nationalparkgebiet nach dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung zu bewirtschaften.

■ Der Wiener Teil des Nationalparks steht wenigstens - im Gegensatz zum niederösterreichischen Teil - unter Naturschutz.

■ Die energiewirtschaftlichen und politischen Fragen, die bei der Errichtung neuer Kraftwerke die Grundlagen darstellen sollten, blieben weiterhin unbeantwortet. Das betrifft die Frage nach der Änderung des Versorgungsauftrages durch die E-Wirtschaft ebenso wie jene des Energiesparens, die Anwendung neuer Energieformen und die Frage der Tarifstrukturen ebenso wie die Frage der Einführung einer Energiesteuer.

In einem Interview zur Studie „Die Sprache der Mächtigen und Ohnmächtigen - der Fall Hamburg“ bezeichnete Jörg Mauthe die Stop- fenreuther Au als eine Ur-Land- schaft, als den letzten großen Rest des großen Sagenstromes Donau und den letzten großen Urwald, den wir in Österreich haben. Donaustrom und Wald, so meinte Mauthe, gehörten zum Bestandteil unserer seelischen Landschaft.

Die Donau-Auen östlich von Wien sind in Gefahr, einer unzeitgemäßen Energiepolitik zum Opfer zu fallen - denn mit dem Bau von Großkraftwerken werden wir die Energie- und Umweltprobleme nicht lösen können, unsere letzten ursprünglichen Naturgebiete aber für immer zerstören.

KEIN UMDENKEN

Das Engagement Mauthes („der Baum ist so wie die Menschen leben sollen - mit Wurzeln“) scheint keine Fortsetzung gefunden zu haben. Der Wienerwald stirbt und es steht zu befürchten, daß von ihm bald nur mehr Geschichten übrigbleiben und die Donau ist weiterhin durch Kraftwerksbauer gefährdet.

Der rauhe Wind weht den Um- weltpolitikem ausgerechnet in einer Phase entgegen, in der sie eigentlich einen großen Schritt nach vorne tun müssen. Bisher haben sie ihren Erfolg vor allem dadurch errungen, daß sie den Bau von Kläranlagen und den Einbau von Filtern in Fabriksschlote erzwangen. Durch moderne Industrie und Technik oft verursachte Umweltprobleme wurden mit noch mehr Technik bekämpft. Nun aber stößt diese „End of Pipe“- Philosophie an ihre Grenzen. Zum einen, weil es immer teurer wird, noch mehr Schmutz aus Abwasserrohren und Kaminen herauszufiltem; zum anderen, weil solche Entsorgungspolitik versagt, wenn es um die neuen Herausforderungen der Umweltpolitik geht: Klimakatastrophe und Müll-Lawine.

Die Bekämpfung des Treibhauseffektes läuft auf drastische Energie- einsparung hinaus, die Verringerung von Rohstoffverbrauch und Abfall auf eine nicht minder radikale Durchforstung aller Wohlstandsprodukte im Hinblick auf gefährliche Ingredienzien sowie auf ihre Wiederverarbeitungsmöglichkeit.

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