schödl - © Franz Josef Rupprecht

Ingeborg Schödl (1934-2023): Streitbare Kämpferin für Frauen, nicht nur in der Kirche

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Erinnerung an eine katholische Publizistin.

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Wer Ingeborg Schödl begegnet ist, erlebte eine – bis ins hohe Alter – begeisterungsfähige Frau, die sich ihrer Sache und ihren Protagonistinnen mit Leib und Seele verschrieben hat. Ihrer „Sache“, das war Christin-Sein in der heutigen Zeit und Welt und gleichzeitig auch ein In-ihrer-Kirche-Finger-in-Wunden-Legen und Lästigsein – etwa um der Frauen willen, die in der katholischen Kirche so lange „zweitklassig“ waren. Aber nicht nur in der Kirche.

So setzte sich Schödl ein fürs Andenken an die erste weibliche Abgeordnete der Christlich-Sozialen im Nationalrat, Hildegard Burjan, Sozialreformerin und Gründerin der Ordensgemeinschaft „Caritas Socialis“, als Vizepostulatorin betrieb sie deren Seligsprechung, die 2012 erfolgte, maßgeblich mit.

Oder sie holte in einem Buch die Katholikin Margarethe Ottillinger vor den Vorhang, die als 29-jährige Beamtin 1948 von den Sowjets aus Österreich verschleppt wurde, im Gulag landete und nach ihrer Rückkehr zur Managerin in der verstaatlichten Industrie aufstieg.

Oder Anna Dengel, die Gründerin der Missionärzt­lichen Schwestern, die nicht nur in den Ländern des ­Südens ärztlich tätig war, sondern zuvor in der katholischen Kirche das heute absurd anmutende Verbot für Ordensfrauen bekämpfen musste, als Ärztin oder ­Hebamme tätig sein zu dürfen.

Diesen Frauen hat Schödl Bücher gewidmet, ihr Sammelband „Gottes starke Töchter“ (1998) gibt schon im Titel vor, wen sie da aufs Podest heben wollte, denn, so Schödl: „Kinder, Küche, Kirche – auf diese drei K fixierte man noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerne den Tätigkeitsbereich von Frauen.“

Geboren wurde Ingeborg Schödl 1934 in Wien. Sie war Redakteurin bei der Wiener Kirchenzeitung, gehörte 1977–99 der ORF-Hörer- und -Sehervertretung an, ab 1990 nahm sie sich als streitbare Vorsitzende von dessen Programmausschuss oft kein Blatt vor den Mund. Sie ­engagierte sich auch als Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes und leitete dessen Zeitschrift Ehe und Familie.

Auch für die FURCHE schrieb Ingeborg Schödl zahlreiche Beiträge, ihr letzter datiert vom November 2022 übers 45-Jahr-Bischofsjubiläum von Helmut Krätzl. ­Dieser ist bekanntlich im Mai verstorben. Ihm ist Ingeborg Schödl nun am 13. September nachgefolgt – wenige Tage nach ihrem 89. Geburtstag.

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