Podgorski - © APA /ORF / Ali Schafler

Thaddäus Podgorski (1935-2024): Der Erfinder von „Zeit im Bild“

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Zum Tod von ORF-Urgestein Teddy Podgorski.

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Zum Tod von ORF-Urgestein Teddy Podgorski.

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Das Interview, das Thaddäus „Teddy“ Podgorski der FURCHE gab, liegt schon fast 20 Jahre zurück, seine Problemsicht auf den ORF könnte über weite Strecken aber heute genauso gesagt werden: Podgorski war nicht nur ein Urgestein des ORF, sondern auch dessen scharfzüngiger Kritiker, der zwischen zwei Amtsperioden des legendären Gerd Bacher für vier Jahre an der Spitze der heimischen Medienanstalt stehen durfte. Am 16. März ist er 88-jährig in Wien gestorben.

Bereits 1953 heuerte der 18-Jährige beim Sender RotWeiß-Rot als Nachrichtensprecher an. Zwei Jahre später wechselte er in den Aktuellen Dienst des neu gegründeten ORF-Fernsehens, dessen Leitender Redakteur er bald wurde. Der Sendungstitel „Zeit im Bild“ ist ebenso seine Erfindung wie viele Sendungsformate danach – „Sportpanorama“, „Seitenblicke“, „Universum“, „Seinerzeit“, „Jolly Joker“ etc.

Dabei ließ sich der Fernsehmann mit Leib und Seele den Mund nicht verbieten – ein kritischer Bericht vor einem Staatsbesuch des Schahs von Persien führte gar zu seinem kurzzeitigen Hinauswurf, und Gerd Bacher suspendierte Podgorski nach einer unbotmäßigen Bemerkung übers Salzburger Festspiel-Publikum. Er kam dennoch immer wieder zurück: 1967 als Chefreporter, 1972 als Sportchef, eine Position, in der er seine Leidenschaft – er war auch Amateurboxer, Rennfahrer, Flieger, Reiter, Radrennfahrer – zum Beruf machen konnte. Zwischen 1986 und 1990, als er Generalintendant war, baute Podgorski die Regionalisierung des ORF aus – die Dezentralisierung der Landesstudios und die Sendung „Bundesland heute“ sind bis heute sichtbare Zeugen seiner Ära.

Das FURCHE-Gespräch mit Teddy Podgorski 2005 fand im Café Gutruf statt, einem unscheinbaren Lokal hinter der Wiener Peterskirche, dessen Besitzer das Vorbild für Helmut Qualtingers „Der Herr Karl“ war – über den TV-Skandal, den dieser Spiegel der österreichischen Seele 1961 ausgelöst hatte, konnte Podgorski da ebenso berichten wie darüber, dass das Fernsehen 1972, als Karl Schranz von den Olympischen Spielen ausgeschlossen worden war, die Menschen „aufgehetzt“ hätte. Auch zu den Humanitarian-Broadcasting-Events „Licht ins Dunkel“ und „Nachbar in Not“ merkte der Altvordere gar Kritisches an – vieles davon wurde erst viel später auch in der öffentlichen Diskussion thematisiert.

Sein Tod ruft in Erinnerung, dass Teddy Podgorski gewiss eine Personifizierung des goldenen Zeitalters von Fernsehen in Österreich war.

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