Der Neue, der den UN neues Leben einhauchen will

Werbung
Werbung
Werbung

Er werde ausschließlich den Interessen der Vereinten Nationen dienen und keinen Anordnungen irgendeiner Regierung oder anderen Institution folgen, hat der neue UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon letzte Woche vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York geschworen. Und er werde sein Amt mit "Loyalität, Diskretion und Gewissen" ausüben, sagte Ban vor den Vertretern der 192 Mitgliedstaaten. Der 62-jährige frühere südkoreanische Außenminister tritt am 1. Jänner die Nachfolge von Kofi Annan an. Der Ghanese hatte das Amt zehn Jahre für zwei Perioden inne. 2001 hatte Annan gemeinsam mit der UNO den Friedensnobelpreis erhalten.

Erfahren, aber farblos

Ban Ki Moon wiederum ließ in seiner abwechselnd auf Englisch und Französisch gehaltenen Rede auch Kritik an der Amtsführung seines Vorgängers anklingen. Ohne Annan zu nennen, sagte Ban: "Eine meiner Hauptaufgaben wird es sein, dem manchmal schwachen (General-)Sekretariat neues Leben einzuhauchen und neues Vertrauen zu geben." Zugleich werde er die höchsten ethischen Standards setzen. Er wolle als achter UNO-Generalsekretär ein Brückenbauer sein und eine dynamische und mutige Organisation führen: "Indem wir die drei Säulen der Vereinten Nationen stärken - Sicherheit, Entwicklung und Menschenrechte -, können wir eine friedlichere, eine wohlhabendere und gerechtere Welt für die nachfolgenden Generationen aufbauen."

Ban gilt als erfahrener, aber eher farbloser Diplomat, dem das Charisma Annans fehlt. Es heißt, er beherrsche die Kunst, sich keine Feinde zu machen. Der Südkoreaner war nach dem Rückzug mehrerer Mitbewerber im Oktober vom Sicherheitsrat einstimmig für den Posten nominiert worden. Er ist der erste Asiate in dem Spitzenamt seit 35 Jahren.

Der im Juni 1944 während der japanischen Besatzung Koreas als Kind einer Bauernfamilie geborene Ban trat 1970 direkt nach seinem Universitätsabschluss in Internationalen Beziehungen in Seoul in den Dienst des Außenministeriums. Zu den Stationen seiner Karriere gehörten Posten in Neu-Delhi, Washington, New York und Wien.

Von seiner Kindheit im Südkorea der Nachkriegszeit bis zu seiner Ernennung zum UN-Generalsekretär sei es ein weiter Weg gewesen, sagte Ban. "Ich konnte diesen Weg nur gehen, weil die Vereinten Nationen meinem Volk in der schwierigen Zeit geholfen haben. Sie gaben uns Hoffnung, Lebensunterhalt, Sicherheit und Würde." Als Generalsekretär wolle er die UNO wieder zu der Organisation machen, die er aus seiner Kindheit in so guter Erinnerung habe, sagte Ban.

Kindheitserinnerung UNO

Diese Erfahrungen dürften ihm in seinem neuen Amt zugute kommen. Viel Gefühl wird er auch brauchen, wenn er sich - eine seiner ersten Herausforderungen - mit dem Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm beschäftigen muss. Dabei scheut er aber offenbar nicht vor ungewöhnlichen Schritten zurück, denn er will auch nach Nordkorea reisen. Wobei er auch da eines von Anfang an klarstellt: "Ich mag als leise oder weich erscheinen, aber das bedeutet nicht, dass es mir an Führungsstärke oder Entschlossenheit fehlt." WM/APA

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung