Eltern sparen trotz großen Nachhilfebedarfs

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Der Bedarf an Nachhilfe ist unverändert groß, doch das Budget der Eltern dafür wird immer knapper. So lautet das Ergebnis einer bundesweiten Elternbefragung durch die Arbeiterkammer. Eine Verschiebung von der bezahlten hin zur unbezahlten Nachhilfe zeichnet sich ab. Österreichs Eltern haben im heurigen Schuljahr und im Sommer davor 20 Millionen Euro weniger als im Vorjahr für Nachhilfe bezahlt - noch immer insgesamt 107 Millionen.

"Immer weniger Eltern können ihren Kindern in den Sommerferien eine professionelle Nachhilfe bezahlen. Von den 30.000 Schülerinnen und Schülern, die eine Nachprüfung haben, nimmt aber erfahrungsgemäß ein Großteil irgendeine Form von Nachhilfe in Anspruch“, berichtet Bildungsexpertin Ulrike Gollonitsch von der Arbeiterkammer Wien. Die Hälfte der Eltern ist dadurch finanziell stark belastet.

Fast jedes dritte Kind benötigt private Nachhilfe. Österreichweit sind das 265.000 Kinder, von denen 60.000 auf Gratis-Nachhilfe angewiesen sind und 60.000 gar keine Nachhilfe bekommen. Kinder, die die Hauptschule oder Neue Mittelschule besuchen, nehmen deutlich seltener Nachhilfe in Anspruch als Kinder in der AHS-Unterstufe. "Vermutlich, weil in den Neuen Mittelschulen zwei Lehrkräfte in den Hauptgegenständen unterrichten“, meint Bildungsexpertin Gollonitsch. Überdurchschnittlich hoch sind die Kosten für Nachhilfe in der Oberstufe.

Im Fach Mathematik wird mit Abstand am häufigsten Nachhilfe benötigt, gefolgt von den Fremdsprachen und Deutsch. Je nach Region wird die Nachhilfe durch Lerninstitute, Lehrkräfte oder Studierende erteilt. "Speziell im ländlichen Raum werden die Lerninstitute immer mehr“, so Gollonitsch.

Eltern werden zu unfreiwilligen Lernhelfern

77 Prozent der Eltern kontrollieren nach der Arbeit die Hausübungen ihrer Kinder und lernen mit ihnen. Ein Drittel ist damit so gut wie täglich beschäftigt. Österreichs Eltern leisten somit die Arbeit von umgerechnet 47.000 Vollbeschäftigten. 40 Prozent lernen mit ihren Kindern auch noch in der Oberstufe. Bei den Eltern besteht ein breiter Konsens darüber, dass im Bereich der privaten Nachhilfe gegenzusteuern wäre. Sie setzen ihre Hoffnungen auf den Ausbau der schulischen Nachmittagsbetreuung, der Ganztagsschulen sowie des Förderunterrichts an Schulen. Derzeit nimmt ein Fünftel der Schüler eine Nachmittagsbetreuung in einem Hort oder einer Ganztagssschule in Anspruch. Insbesondere wünschen sich Eltern, dass der Unterricht verständlicher gestaltet wird. Mehr als die Hälfte der Eltern hält eine Schule für machbar, die private Nachhilfe überflüssig macht. Daran wäre der Erfolg von Schulreformen zu messen. (ein)

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