Ferenc Krausz Physik-Nobelpreisträger - © Foto:ÖAW / APA-Fotoservice / Martin Hörmandinger

Nobelpreisträger Ferenc Krausz: Physiker in der Attosekunden-Welt

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Der ungarisch-österreichische Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz hat grundlegende Forschung an der TU Wien durchgeführt.

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Der ungarisch-österreichische Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz hat grundlegende Forschung an der TU Wien durchgeführt.

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Wie bewegen sich Elektronen, die negativ geladenen subatomaren Teilchen, die zweifellos zu dem gehören, was die Welt im Innersten zusammenhält? Jedenfalls ultraschnell – so rasant, dass es viel Einfallsreichtum brauchte, um diese Bewegungen sichtbar zu machen. Ferenc Krausz ist das gelungen, gemeinsam mit einem Team an der Technischen Universität (TU) Wien. 2001 kam der Durchbruch, als der ungarisch-österreichische Physiker extrem kurze Lichtblitze erzeugen und auch messen konnte. Es waren Laserpulse im Attosekunden-Bereich, die erstmals solche Einblicke ermöglichten. Zur Veranschaulichung: Eine Attosekunde ist ein Milliardstel einer Milliardstel-Sekunde.

Seither konnte Krausz zahlreiche Echtzeit-Filmaufnahmen dieser „Elektronendynamik in Materie“ herstellen. Für seine experimentelle Kreativität wurde der 61-jährige Forscher nun mit den Physik-Nobelpreis ausgezeichnet – gemeinsam mit dem in den USA tätigen Physiker Pierre Agostini und der in Schweden arbeitenden Physikerin Anne L’Huillier. Obwohl Krausz spätestens seit 2015 als Nobelpreis-Favorit gehandelt wurde, war er dann doch überwältigt: „Ich versuche zu realisieren, dass das Realität ist und kein Traum“, sagte der Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Dienstag kurz nach der Preisverkündung.

Nach dem Studium in Budapest war Krausz an die TU Wien gewechselt, wo er in Quantenelektronik promovierte und später auch seine grundlegenden Studien durchführte. Es folgten die Habilitation (1993) und eine ordentliche Professur in Wien (1999). Auf Basis seiner Arbeit sind neue Forschungsbereiche entstanden, etwa eine hochauflösende Mikroskopie, die auch Organismen durchleuchtet. Die praktischen Anwendungen reichen von der Entwicklung leistungsstärkerer Computer bis zu innovativen Diagnoseverfahren in der Medizin.

Krausz leitet heute mehrere Forschungszentren, darunter das Max-Planck Institut für Quantenoptik im bayerischen Garching. Aufgrund seiner Doppelstaatsbürgerschaft ist er bereits der fünfte österreichische Physik-Nobelpreisträger – zuvor waren Erwin Schrödinger (1933), Victor F. Hess (1936), Wolfgang Pauli (1945) und erst im Vorjahr Anton Zeilinger geehrt worden. Der Preis ist heuer mit umgerechnet 926.000 Euro dotiert. Übergeben wird die höchste wissenschaftliche Auszeichnung alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

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