Briegel - © Foto: Expa / Apa / picturedesk.com

Hans Jürgen Briegel: „Austro-Nobelpreis“ für einen Pionier der Quanteninformatik

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Mit dem Wittgenstein-Preis erhält Hans Jürgen Briegel den höchstdotierten Wissenschaftspreis in Österreich.

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Mit dem Wittgenstein-Preis erhält Hans Jürgen Briegel den höchstdotierten Wissenschaftspreis in Österreich.

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Die Quantentheorie stellt vieles auf den Kopf. Der wissenschaftliche Beobachter erhält eine neue Rolle, denn seine Hinwendung zum Quantensystem beeinflusst fundamental das Messergebnis. Der Beobachter wirkt also in das beobachtete System hinein. Was aber, wenn es eine Künstliche Intelligenz ist, die Quantenexperimente durchführt? Mit solchen bahnbrechenden Fragen beschäftigt sich Hans Jürgen Briegel, der letzte Woche den Wittgenstein-Preis – den mit 1,5 Millionen Euro höchstdotierten Wissenschaftspreis in Österreich – erhalten hat. Der 60-jährige deutsche Forscher am Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck zähle zu den Pionieren der Quantentechnologie, hieß es in der Begründung der internationalen Fachjury: Seine Erkenntnisse spielen „eine Schlüsselrolle in zentralen Bereichen der Quanteninformatik“, etwa bei der Entwicklung eines Quanteninternet sowie im schnell wachsenden Gebiet einer quantengestützten Künstlichen Intelligenz.

Eine der einflussreichsten Arbeiten in der Quantenphysik ist das Konzept des „Einweg-Quantencomputers“, das Briegel 2001, damals noch an der Uni München, mit dem deutschen Physiker Robert Raussendorf entwickelt hat. Der „Treibstoff“ dieses Rechners sind quantenmechanisch verschränkte Teilchen, die nach und nach gemessen werden – und deren Verschränkung dabei „zerstört“ wird. Zur Weitergabe der flüchtigen Quanteninformation wurde vom Innsbrucker Professor und seinen Kollegen ein „Quantenrepeater“ vorgeschlagen. Heute wird dieser Ansatz auch in Österreich in ersten quantenmechanischen Netzwerken umgesetzt. Beide Konzepte könnten in der künftigen Technologieentwicklung eine wichtige Rolle spielen.

Briegel studierte Physik und Philosophie in München und Edinburgh, arbeitete als Postdoc an der Harvard University und war u. a. langjähriger Leiter einer Forschungsgruppe am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW in Innsbruck. „Ich fand es schon als Jugendlicher faszinierend, dass man mit Hilfe von mathematischen Theorien und Modellen so viel verstehen und sagen kann über das Universum im Großen und die Welt im Kleinen“, erklärt der zweifache Familienvater und leidenschaftliche Bergsteiger. „Damit kommen immer auch philosophische Fragestellungen auf.“ Denn die Quantenphysik bleibt eine fruchtbare Herausforderung für unser Weltbild.

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