Der Weg für Reform-Papsttum ist offen

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Obwohl es in vielen Ländern Kritik an der derzeitigen Ausübung des päpstlichen Primats gibt, wird man nur wenige Katholiken finden, die das Papstamt abschaffen möchten. Hermann Josef Pottmeyer, katholischer Fundamentaltheologe an der Universität Bochum, sieht in den eher zunehmenden Pilgerströmen nach Rom und den beträchtlichen Zahlen von Menschen, die reisende Päpste um sich versammeln, ein deutliches Zeichen dafür, daß der Papst als Symbol- und Identifikationsfigur für eine weltweite Glaubensgemeinschaft durchaus wirksam ist.

Dessen Unfehlbarkeit, "an die nachweislich viele Katholiken nicht glauben", wie Pottmeyer in seinem neuen Buch "Die Rolle des Papsttums im Dritten Jahrtausend" (Seite 135) vermerkt, und seine starke Jurisdiktionsstellung seien jedoch "eher als hemmend" für die Anziehungskraft des Petrusamtes anzusehen.

So geht der Autor zunächst vor allem der Frage nach, wie es zu den 1870 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil definierten Dogmen, insbesondere jenem von der Unfehlbarkeit des Papstes, gekommen und wie es richtig zu verstehen ist.

Er zieht aus seinen ausführlich dargelegten Studien den Schluß, daß weniger theologische, sondern strategische beziehungsweise pragmatische Gründe die Formulierung der Dogmen des Ersten Vatikanums prägten, und daß nur eine "maximalistische" Interpretation dieser Dogmen den theoretisch durchaus offenen Weg zu einem reformierten, weniger zentralistisch, sondern als "Communio-Primat" - also in Gemeinschaft - ausgeübten Petrusamt erschwert.

Als entscheidend für die künftige Rolle des Papsttums sieht es Pottmeyer an, "mit dem Zu- und Ineinander von Primat und Kollegialität ernstzumachen", also klarzustellen, daß Papst und Bischöfe gemeinsam die Verantwortung für die Universalkirche tragen.

Am Ende seines sich einer theologischen Fachsprache und vieler Zitate bedienenden, daher für Durchschnittsleser mitunter schwer verständlichen Buches wird klar, daß Pottmeyer für einen reformierten Petrusdienst plädiert.

Dabei greift er die Idee von kontinentalen Patriarchaten auf und stellt die Art, wie sich die Kurie zwischen Papst und Bischöfe geschoben hat, in Frage: "Der Entflechtung der patriarchalen und petrinischen Funktionen des Papstes müßte eine Entflechtung der Funktionen der römischen Kurie entsprechen."

Die Rolle des Papsttums im dritten Jahrtausend. Von Hermann J. Pottmeyer. Verlag Herder (Quaestiones disputatae, Band 179), Freiburg 1999. 192 Seiten, kt., öS 277,-/e 20,13

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