Von Etschmiadsin - und Wien

Werbung
Werbung
Werbung

Nur rund 20 Kilometer von der Hauptstadt Eriwan entfernt, liegt - vor dem schneebedeckten Horizont des Ararat-Gipfels jenseits der nahen türkischen Grenze - die einstige Königsstadt Etschmiadsin. Mit ihren uralten Kirchen und Kathedralen ist sie heute nicht nur das Zentrum der armenisch-apostolischen Kirche mit der Residenz ihres "Katholikos-Patriarchen“, sondern auch ein viel besuchtes UNESCO-Weltkulturerbe. Nach einer Vision des Hl. Gregor des Erleuchters ist hier "der eingeborene Sohn Gottes“ herabgestiegen. Die Fundamente ihrer Kathedrale gehen bis auf das Jahr 303 zurück - während der 70-jährigen sowjetischen Herrschaft war sie die älteste Kirche der UdSSR.

Die Residenz des Katholikos liegt in unmittelbarer Nähe, in einem weitläufigen Garten mit unzähligen Kreuzsteinen, die aus vielen Teilen des einst tief in die Nachbarländer hinein reichenden armenischen Siedlungsgebietes hergebracht wurden.

Die armenische Kirche (ihr gehören heute 94 Prozent der Armenier an) zählt zu den "Altorientalen“: Anders als das Konzil von Chalzedon (451 n.Chr.), das die Einheit von zwei Naturen in der Person Jesu Christi (Gott und Mensch) festgelegt hat, bekennt die armenische Kirche "die eine Natur des fleischgewordenen Gottes - ohne Vermischung und ohne Trennung“.

Eine klare Annäherung zwischen der katholischen und der armenisch-apostolischen Kirche ist 1971 unter der Schirmherrschaft von Kardinal Franz König im Rahmen eines Symposiums von "pro oriente“ in Wien gelungen ("Wiener christologische Formel“). Sie hat zu einer wesentlichen Entspannung der mehr als 1500-jährigen Entfremdung geführt. Der amtierende Katholikos Karekin II. hat wichtige Studienjahre in Wien verbracht und Österreich mehrfach (2001, 2005 und 2012) besucht. (hn)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung