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Eine politische Mission
Nicht nur eine religiöse und kulturelle, sondern auch eine politische Mission hat die armenische Kirche in der Sowjetunion. Wie der Kanzler und Leiter des Sekretariats für auswärtige Angelegenheiten der armenischen Kirche, Bischof Arsen Berberjan, in Et-schmiadzin vor kurzem gegenüber der FURCHE erklärte, sei die armenische Kirche nach dem Untergang der armenischen Königreiche immer als „Patronin des Volkes“ aufgetreten. Und das Volk habe die Kirche stets als höchste Autorität sowohl in religiösen als auch in politischen Fragen anerkannt.
Diese Tradition setze die armenische Kirche auch heute noch fort, betonte Bischof Berberjan. „Wie in der Vergangenheit, so wird diese Tradition auch in der Gegenwart gewahrt. Dies gut besonders für die im Ausland lebenden Armenier, deren Anzahl sich etwa auf zwei Millionen beläuft. Die armenischen, geistlichen Zentren im Ausland sind geistige Stätten, die als höchste Autorität im nationalen Leben angesehen werden.“ Das - so Berberjan gelte auch für die Kirche in Sowjetarmenien.
,3ier karm die Kirche heute ihre apostolische und nationale Mission in vollem Ausmaß verwirklichen. Wir stellen mit Zufriedenheit fest, daß die Regierung des Landes sowohl die nationale Tätigkeit als auch die Friedensbemühungen des Katholikos - Vasgen I. — aller Armenier besonders hoch einschätzt.“ Die Zusammenarbeit mit dem atheisti-
schen Staat sei „ungestört“ . Die Kirche ist deswegen „sehr zufrieden und dankbar“ .
Vasgen I. ist seit 1956 Oberhaupt der armenischen Kirche, der in der Sowjetunion stets ein weit größerer Respekt entgegengebracht wurde als anderen Religionsgemeinschaften. Der Schlüssel zum Verständnis der armenischen Kirche liegt in der volkserhaltenden Substanz des Religionsverständnisses der Armenier,
die im Laufe der Geschichte ihres Glaubens wegen oft blutig verfolgt wurden.
Eine Legende erzählt, daß Et-schmiadzin, das geistige Zentrum der armenischen apostolischen Kirche, von Gregor dem Leuchtenden gegründet wurde. In einer Vision - so heißt es - habe ihn der Sohn Gottes an dieser Stelle mit einem goldenen Hammer in der Hand zur Klostergründung aufgefordert.
Etschmiadzin und andere Klöster waren von Anfang an Zentren der Kultur. Das armenische Alphabet, das heute noch benutzt wird, wurde 406 von Sesros Mastos geschaffen, der auch Initiator einer Bibelübersetzung war.
Heute tritt die armenisch-apostolische Kirche auf internationalen Foren des öfteren als „Verteidigerin des Friedens“ (Berberjan) auf.
Vasgen I. betonte gegenüber der FURCHE die ökumenische Verpflichtung aller Kirchen und deren Aufgabe zur Förderung des Weltfriedens, der Freundschaft und Brüderlichkeit unter den Völkern.
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