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Ostern im Osten

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Während die westlichen Kirchen Weihnachten als das größte Fest des Jahres betrachten, stellt die armenische Kirche Ostern im Gedanken an das Leiden und die Auferstehung des Herrn in den Vordergrund.

Die Armenier, die das Christentum als erste Nation der Welt zur Staatsreligion erhoben hatten, sind noch heute durch ihren Glauben vereint. Etwa zwei Millionen Armenier leben in der Diaspora, haben jedoch in der ganzen Welt ihre Kulturstätten und Kirchen, die sich zum armenisch-apostolischen Glauben bekennen.

So beginnen schon am Palmsonntag große, feierliche Gottesdienste, die im Entschmiadzin, dem Glaubenszentrum (heute in der UdSSR) die größte Pracht entfalten.

Feine Unterschiede charakterisieren die Feierlichkeiten: Bei der Gründonnerstageucharistiefeier darf jeder einfache Priester an jedem Gläubigen die Fußwaschung ausüben; dann beginnt bereits der Leidens- und Kreuzigungsweg: während der Lesung erlöschen nach und nach alle Lichter in der Kirche. Der Karfreitag ist dem Begräbnis Christi gewidmet, der Samstag wird als Vorabend zur Auferstehung zelebriert und am Sonntagmorgen verkünden alle Kirchenglocken des Landes, daß Christus auferstanden ist.

Vor und nach dem langen, zwei bis drei Stunden dauernden, überaus feierlichen Gottesdienst, der von höchsten Würdenträgern der Kirche zelebriert wird, zieht die große Prozession mit den Priestern, Bischöfen und dem Katholikos durch ein dichtes Spalier wartender Menschen.

In Jerusalem ist ein alter Brauch besonders interessant: Ein Drittel der Grabeskirche gehört ja bekanntlich der römisch-katholischen Kirche, ein Drittel der griechisch-orthodoxen, ein Drittel den Armeniern. Während die Karwoche wie überall gefeiert wird, versammeln sich am Samstag nachmittag die Gläubigen zu einem Wettstreit besonderer Art. Läufer (auf einer Seite die Griechen, auf der anderen die Armenier) erhalten von ihrem Priester das Licht aus dem heiligen Grab und reichen es nun so rasch wie möglich weiter. Der armenische und der griechische Patriarch erwarten das Licht im oberen Teil der Kirche; wer es zuerst erhält, hat das Recht, die Bevölkerung mit dem Licht des Grabes zu segnen, die Predigt zu sprechen und die große Messe zu zelebrieren.

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