6788942-1970_27_04.jpg
Digital In Arbeit

AUA aus der Gewitterzone?

Werbung
Werbung
Werbung

Die AUA durchflog in den letzten Wochen wieder einmal eine Gewitterzone, in der zeitweise der letzte Rest von klarer Sicht auf reale technische und wirtschaftliche Gegebenheiten verlorenging. Vor allem in den publizistischen Ausläufern dieser Schlechtwetterfront wurden außerordentlich heftige Spitzenböen verzeichnet, wie etwa der Ausdruck „Verleumdung“, mit dem ein Wirtschaftsblatt eine Unstimmigkeit in den Angaben über die „Maintenance costs“ von DC 9 und BAC 111 ungewöhnlich unfreundlich charakterisierte.

Nach der Rückkehr von Verkehrsminister Frühbauer aus Zürich darf das AUA-Management endlich die Sitzgurten wieder lösen. Der Minister bestätigte der „Furche“, daß er sich in der Schweiz davon überzeugen konnte, daß die Swissair mit der DC 9 die vom AUA-Management vorhergesagten Ergebnisse tatsächlich erzielt. Darüber hinaus fanden, so der Verkehrsminister, auch Gespräche mit der SAS statt, die ihre Mittelstrecken ebenfalls mit der DC 9 bedient und die günstigen Angaben über deren Rentabilität bestätigt. Fazit: „Die DC 9 stellt sich in der Anschaffung höher, ist jedoch auf lange Sicht, das heißt, wenn man die gesamte Einsatzzeit einer Maschine in Betracht zieht, wirtschaftlicher.“

Die AUA-Leitung fühlt sich, nicht zu Unrecht, von verschiedenen Kritikern auch deshalb ungerecht behandelt, weil der Gesellschaft durch Jahre immer wieder nahegelegt wurde, sich am Beispiel mittelgroßer, renommierter Fluggesellschaften wie KLM, SAS oder Swissair zu orientieren und es „so wie die“ zu machen, was die AUA tat, als sie sich für die Douglas-Maschine entschied. Alle diese Gesellschaften haben Managements, die rechnen können und die DC 9 kauften.

Der Verzicht auf gewisse Zahlungs-erleicbterungen dürfte sich bezahlt machen. Bliebe das „große Zuckerl“ des BAC-Angebotes: Ausbau und Auslastung einer leistungsfähigen Wartungs- und Reparaturwerft in Schwechat. Die „Südosteuropa-Werft“, die den britischen Flugzeug-herstellern so manche Sympathie verschaffte, ist mit der Wahl der DC 9 wohl abzuschreiben, anderseits aber hat der Verkehrsminister in Zürich über das Werftproblem „sehr intensive Gespräche geführt, wobei sich gezeigt hat, daß eine sehr enge Zusammenarbeit in Richtung auf eine arbeitsteilige Wartung der Maschinen möglich ist“. Niemandem ist ein deutliches Wort der Zustimmung oder ein Dementi abzuringen, ob für die fernere Zukunft tatsächlich, wie da und dort erörtert, eine noch engere Zusammenarbeit AUA-Swissair, sprich Fusion, in Frage käme. Frühbauer: „Derartige Dinge stellen zur Zeit keine Realität dar. Alles weitere hängt davon ab, wie sich die Luftfahrt und die Wirtschaftslage im allgemeinen sowie die Kooperation der beiden Managements nun entwickelt. Die AUA hat jetzt die Chance, sich zu reorganisieren und ein Unternehmen zu werden, das seine Aufgaben ohne enorme Zuschüsse des Staates erfüllt. Es braucht jetzt vor allem Ruhe, und nicht zuletzt diesem Ziel dient auch die Verlängerung der Verträge der beiden Vorstandsmitglieder, die gezeigt haben, daß sie ein Problem angehen und klare Zielsetzungen entwickeln können, bei denen übrigens auch die Vorstellungen der Bundesländer berücksichtigt wurden.“

Gefragt, ob der Staat, der „enormen Zuschüsse“ müde, weniger enorme, aber laufende Abgänge zu decken bereit wäre, antwortete der Verkehrsminister diplomatisch: „Er möchte nicht.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung