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.. das ist persönliche Kränkung

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FURCHE: Herr Präsident, man hat wiederholt in den letzten Tagen in der Presse schwere Angriffe gegen die Austrian Airlines geriohtet. Man hat auch davon gesprochen, daß es notwendig werden könnte, die AUA einzustellen. Sehen Sie eine solche Gefahr für die nahe Zukunft? GRUBHOFER: Ich glaube nicht, daß so etwas in naher Zukunft droht und vorgesehen ist. Ich habe darüber auch mit dem Herrn Finanzminister gesprochen und vorher im Aufsichtsrat diese Problematik zur Debatte gestellt. Es herrschte Ubereinstimmung, daß, wenn nicht die Argumente, die schon bei der Gründung der AUA ausschlaggebend waren, nämlich Österreichs besonders günstige geographische Lage und seine Wirtschafts- sowie Fremdenverkehrsorientierung, auch heute noch bestünden, man einstellen müßte. Aber es sind eben diese tiefen wirtschaftlichen Gründe, die für ein Weiterbestehen der AUA sprechen. Diese Meinung besteht übrigens auch beim Herrn Finanzminister, und daher kann ich sagen, daß von Einstellen nicht die Rede ist.

FURCHE: Man hat Ihnen vorgeworfen, daß auch Sie an der wirtschaftlich schlechten Lage der AUA schuld wären, denn auch Sie hätten, mit dem alten Vorstand aus Ihrem Amt als Aufsichtsratvorsitzender scheiden sollen.

GRUBHOFER: Man schiebt mir in die Schuhe, der Vorstandswechsel sei erfolgt, weil der Verlust angewachsen sei. Wenn man diesbezüglich den Schwarzen Peter dem Vorstand zuschiebt, so müßte der Aufsichtsrat und vor allem der Vorsitzende seinen Dienst quittieren. Darüber wird nach meiner Meinung der Aktionär zu entscheiden haben. Ich klebe nicht an meinem Sessel. Aber diese Problemstellung ist unrichtig, denn der Vorstandswechsel ist nicht wegen der Bilanzsituation der AUA erfolgt — daran hat der alte Vorstand keine Schuld —, sondern es waren andere, schwerwiegende Motive, die mit der Führung der Gesellschaft zusammenhängen. Ich glaube jedenfalls, daß ich als Aufsichtsratpräsident meine Pflicht erfüllt habe. In den sieben Jahren habe ich mich fast tagtäglich mit den Fragen der AUA befaßt und meine Kontrolltätigkeit r,o ausgeübt, daß ich dort echt mitgelebt habe. Ich empfinde es als kränkend und ungerecht, wenn man in der „Presse“ schreibt: „Rücktritt erbeten“. Ich möchte es zwar nicht so ernst nehmen — ich vertrage Kritik —, ober das ist keine Kritik, sondern persönliche Kränkung.

FURCHE: Aber zeigen nicht derartige persönliche Angriffe auf der einen Seite und neue legislative Pläne, die neue Posten vorsehen, daß man das Problem AUA noch immer von der falschen Seite her anpackt: nämlich, daß Personenkult und persönliche Ambitionen vor Sanienings-maßnahmen gesetzt werden? GRUBHOFER: Das ist richtig. Das erste Gebot ist derzeit: daß man es der AUA ermöglicht, in einem ruhigen Klima m arbeiten.

FURCHE: Und hat der neue Vorstand schon zur Klimaverbesserung beigetragen? GRUBHOFER: Sicher, die Zusammenfassung zu fünf Departement und diverse personelle Maßnahmen haben schon wesentlich zu einer inneren Festigung des Unternehmens geführt.

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